Pitor oder Pi Tord bei Marly FR

Eine außergewöhnliche Erdzeichnung (Geoglyphe)

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Plan von Pi Tord (Pitor) bei Marly FR

Äquidistanz der Höhenkurven: 1 m

Grafik: Autor

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Pi Tord oder Pitor bei Marly FR:
Blick auf das Hauptplateau gegen NW

Der erste, gebogene Hauptgraben ist klar erkennbar.

Foto: Autor, 26.5.2016

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Wälle und Gräben von Pitor beim Punkt 672.
Sicht nach Westen.
Im Hintergrund die heutige Strasse Marly - La Roche.

Aufnahme: Autor, 1998

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Die Anlage von Pitor beim Punkt 672.
Blick gegen Südwesten.

Foto: Autor, 12.2009

Auf dem Bild erkennt man deutlich, daß die Gräben
aus dem Plateau heraus modelliert worden sind.

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Wälle und Gräben von Pitor beim  Punkt 672.
Sicht nach Osten

Aufnahme: Autor, 1998

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Burg, Erdwerk oder System von Hohlwegen: Das Rätsel von Pitor

Die alte wie die neue Burgenkarte der Schweiz (vgl. die Kritik an der neuen Schweizer Burgenkarte) verzeichnen südlich von Marly FR ein merkwürdiges Erdwerk.

In der alten Burgenkarte heißt es:

Grande fortification de date inconnue, avec remparts et fossées dans la forêt au nord de la ferme Pi Tord (Burgenkarte der Schweiz, Beschreibung der Objekte 1, Wabern 1989, 46).

Ein Augenschein am Ort aber zeigt, daß die Anlage von Pitor in kein Schema paßt: Man sieht dort eine alte Strasse und mehrere, verwirrend angeordnete Wälle und Gräben. Doch eine Erdburg kann man darin nicht erkennen. Sicher ist nur, daß hier umfangreiche Erdbearbeitungen aus vorgeschichtlicher Zeit vorliegen.

Die Sache mit Pitor ist differenziert anzugehen.

Pitor oder Pi Tord bei Marly: Beschreibung

Die Gräben und Wälle von Pitor liegen im Wald Les Noutes, südlich von Marly, in den etwa 50 m hohen Geländestufen zwischen der Ebene der Ärgera (La Gérine) und dem Plateau von Le Mouret eingearbeitet. Der untere, nördliche Teil des Abhangs gehört zur Gemeinde Marly, der höhere, südliche Teil zur Gemeinde Villarsel-sur-Marly. In den Steilhang hat sich der Bach La Crausa eingefressen. Westlich davon verläuft die neue Autostrasse von Marly nach La Roche.

Durch den besagten Abhang rechts des Bachs verläuft die alte Strasse von Freiburg ins Greyerzerland. Diese verläuft von Norden im offenen Gelände bis zum Waldeingang über eine Rampe. Der alte Weg war gepflastert. Diese ist im unteren - und teilweise auch im oberen Teil - noch gut sichtbar und wurde um 1991 freigelegt.

Dort wo der alte Weg der Schlucht entlang führt, ist dieser schmal. Man muß dort einen früheren Bohlenweg oder Steg annehmen.

Nach der Schlucht beschreibt der Weg einen Bogen und ist bis nach der Kurve nach dem Gehöft Pi Tord als Hohlweg geführt.

Die merkwürdigen Erdbearbeitungen von Les Noutes im Walde südlich von Pitor sind in den oberen, flacheren Teil des Abhanges hineingearbeitet.

Zentral ist ein "Burghügel" östlich von Punkt 672. Dieser ist jedoch gegen Norden nicht genug von einer verbindenden Kante getrennt.

Der Vorsprung mit dem "Burghügel" verläuft von der oberen, südlichen Biegung des alten Weges halbkreisförmig. Und zu beiden Seiten - gegen Westen wie gegen Oste ist die Kante durch einen überbreiten, tiefen Graben gegen die ihn begleitenden Flanken getrennt.

Westlich des zentralen Vorsprungs mit dem "Burghügel", mit dem Punkt 672 als Spitze, liegt ein schwach geneigtes Terrain, das im Norden und Nordwesten durch den Steilhang gegen den Bach und im Süden durch den alten Hohlweg begrenzt ist. In diesem Teil findet sich ein System von länglichen Gräben (vergleiche die beiden Fotos).

Eine Befestigungsabsicht stellen auch diese Gräben sicher nicht dar - ebensowenig wie der "Burghügel" im Nordosten unterhalb des Wallplateaus.

Eine genaue Planaufnahme dieser Wälle könnte die Anlage und den Zweck einsichtig machen.

Doch schon die Planskizze (vergleiche die Abbildung) legt eine überraschende Interpretation nahe:

Die Erdbearbeitungen bei Pitor oder Pi Tord stellen eine vorgeschichtliche Erdzeichnung, eine Geoglyphe dar.

Pitor oder Pi Tord südlich von Marly FR und nördlich von Villarsel-sur-Marly

Links, grau ausgezogen: Autostrasse Marly - Le Mouret

Gestrichelt: der alte Weg von Marly nach Le Mouret. Links ein zweiter möglicher Weg.

Flächig dargestellt: die wesentlichen Teile der Anlage. Westlich beim Punkt 672 das Graben- und Wallsystem,
in der Mitte der halbrunde Vorsprung mit dem "Burghügel" als Kopf. Rechts die östliche Flanke.

Die Anlage stellt eine Erdzeichnung, eine Geoglyphe dar. Schwan oder Kranich?

Planskizze: Autor, 12.2009

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Dem Autor ist wie anderen Forschern - besonders Herwig Brätz aus Rostock - seit Jahren klar, daß in der jüngeren Vorgeschichte Figuren von Tieren und menschlichen Körperteilen in die Grundrisse der Erdburgen, der alten Stadtstrukturen oder ganz einfach in die Landschaft hineingearbeitet wurde. Diese Urbanoglyphen und Geoglyphen sind der traditionellen Wissenschaft völlig unbekannt.

Doch der Autor hat in der Umgebung von Bern und in der ganzen Schweiz in den letzten Jahren eine größere Anzahl von Figuren in Stadt- und Burggrundrissen festgestellt. Erwähnt werden sollen:

Der Walfisch von Gestelen bei Kirchdorf BE

Die Sau von Oltigen an der Aare bei Radelfingen

Die Gans von Liebefels bei Krauchthal

Die Schwurhand der Engehalbinsel bei Bern

Der Penis von Bern, ebenfalls jene von Friesenberg bei Schmidigen und von der Hasenburg oder Fenis bei Vinelz

Der Delphin von Bärhegen bei Wasen im Emmental.

Die Figur, die im Wald von Pitor steckt, erweitert die bisherigen Beispiele in überraschender Weise.

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Der Kranich im Wappen von Greyerz (Gruyère)