Arconciel (Ergenzach)

ein ehemaliges Burgstädtchen
an der Saane
(Sarine)
südlich von Freiburg
(Fribourg)

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Compte-rendu en français :

Arconciel : un ancien château bourg
en pays fribourgeois

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Startseite: www.dillum.ch

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Das Objekt wird auch behandelt
in dem Buch des Autors:

Burgen rund um Bern (2024)

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Zum Voraus:

Ein neu gegründeter Verein hat Ende 2022 die aufragenden
Ruinen der beiden Haupttürme von Arconciel von Bäumen und
Sträuchern befreit.
Damit sollen spätere Sicherungsarbeiten und eine
Planaufnahme ermöglicht werden.

Planskizze von Arconciel - Ergenzach

Plan: Autor, 2020

1: Graben (Bereich)

2: Torturm Nord-Ost

3: Tor NE (verschwunden)

4: Felsklotz mit Bergfried

5: Torturm Süd-West

6: Tor SW (Reste eines Pfeilers)

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Arconciel: Plan von Combaz, ca. 1800

aus: Heribert Reiners, 18

Der Plan ist ungenau, enthält aber einige interessante Einzelheiten;
etwa den rechteckigen Turm in der Mitte oben: Es ist dies der heutige Felsklotz.
Darin schloss sich ein gedeckter Vorbau an, der ebenfalls eingezeichnet ist.

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Arconciel: Der Zugangsweg von Nordosten

Foto: Autor, 29.6.2018

Der Weg ist hier eine Rampe,
welche den ehemaligen Burggraben durchquert.

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Der erste (nordöstliche) Torturm
von Arconciel - Ergenzach.
Ansicht von Süden.

Die gesamte Burganlage ist heute stark verwachsen
und stellenweise kaum passierbar.
Fotos von grösseren Mauerteilen sind kaum mehr möglich.
So bekommen historische Aufnahmen einen grossen Wert.

aus: Heribert Reiners:
Die Burgen und Schlösser des Kantons Freiburg, I. Teil,
Basel 1937, S. 21

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Der erste (nordöstliche) Torturm
von Arconciel - Ergenzach.

Zustand 2023, nach der Abholzung.

Foto: Autor, 18.7.2023

NB: Man beachte das fingerförmige Aussehen der gegen
Süden gerichteten Turmecke.

Der Autor meint, dass hier bei der Zerstörung bewusst
ein gegen den Himmel gerichteter Mahnfinger
geschaffen wurde.

Solche Figuren waren in vielen Burgruinen eingearbeitet.

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Arconciel:
Lithographie von Johann Friedrich Wagner,
um 1840

Es ist dies eine Ansicht des westlichen Ausgangs des alten Städtchens.
Man erkennt links den
Torturm mit Einzelheiten
(z.B. dem zugemauerten Doppelfenster), die noch heute vorhanden sind.
Ebenfalls ist rechts neben dem Weg deutlich der Pfeiler
des ehemaligen
südwestlichen Torzugangs zu sehen.

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Der Felsklotz in der Mitte des Burgareals
von Arconciel - Ergenzach.
Ansicht von Westen.

Wie im Text gesagt, stellt dieser behauene Felsen den Rest eines ursprünglichen Felskopfs dar.
Dieser wurde zur Gewinnung von Baumaterial zu einem größeren Teil abgetragen.

Der Felskopf belegt, daß das Burgplateau ursprünglich uneben war.

Auf dem Kopf des Felsens sind Reste eines Turms, wohl des Bergfrieds zu erkennen.

Foto: Autor, 18.7.2023

NB: Der Felsen ist als ursprünglicher
Zeugenberg (témoin) anzusprechen.

Arconciel - Ergenzach:
Reste des Turms auf dem Felsklotz
in der Mitte der Anlage

Foto: Autor, 2.6.2015

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Arconciel - Ergenzach:
Der Torpfeiler beim West-Turm

Den Torpfeiler erkennt man auch
auf der Lithographie von Wagner.

Foto: Autor, 18.7.2023

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Arconciel:
Die Ostseite des Südwest-Turms
mit dem portalähnlichen grossen Loch

Wie im Text gesagt, ist dieses grosse Loch eigens ausgehauen
worden, um den Turm unbenutzbar zu machen.

Foto: Autor, 2018

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Arconciel: Der Südwest-Turm mit
dem portalähnlichen grossen Loch

Zustand 2023, nach der Abholzung.

Foto: Autor, 17.7.2023

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Arconciel FR:

Ansicht des Südwest-Turms von Süden

Man sieht auf dem Bild deutlich, wie im unteren Teil des Turms
die Verblendsteine entfernt wurden.
Diese dienten als willkommenes wieder verwendbares Baumaterial.

Foto: Autor: 3.6.2014

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Arconciel: Ansicht des Südwestturms von Süden

Foto: Autor, 18.7.2023

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Arconciel FR: Ansicht des West-Turms
von Südosten

Zustand 2023, nach der Abholzung.

Foto: Autor, 18.7.2023

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Arconciel - Ergenzach:
Vermauertes Doppelbogen-Fenster
an der Süd-Wand des Südwest-Turms

Weshalb wurde dieses Fenster vermauert?

Das vermauerte Fenster ist auch auf dem Bild
von F. Wagner zu erkennen.

Photo: Autor, 15.6.2012

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Lage des Burgplatzes Arconciel

Die Burgstelle Arconciel (deutsch: Ergenzach) liegt 1 km südwestlich der Kirche der gleichnamigen Gemeinde, rechts der Saane, etwa 6.5 km südlich von Freiburg, in einer markanten Flußschleife.

Gleich gegenüber gibt es eine andere Flußschleife, in der sich die Burgstelle Illens - Illingen befindet.

Man könnte Arconciel und Illens fast als Doppelburgen ansprechen. Die beiden Anlagen sind aber doch verschieden.

Arconciel: ein altes Burgstädtchen

Wie bei Illens, so bot sich die rechtsufrige Flußschleife der Saane mit ihren zu beiden Schmalseiten steil abfallenden Felswänden für die Anlage einer Burg förmlich an. - Der befestigte Sporn von der Sohle des Halsgrabens im Nordosten bis zum Südwestturm hat eine Länge von etwa 300 Metern, ist aber an vielen Stellen sehr schmal.

Der Zugang zum befestigten Platz von Arconciel erfolgte von Osten. Dort ist der Sporn zuerst durch einen tiefen Halsgraben abgetrennt. Dieser ist heute durch Aufschüttung einer Rampe (siehe Foto) leichter zu queren.

Es folgt der mächtige Nordost-Turm, ehemals mit einem anschließenden Tor als Zugangssperre.

Von dem Turm sind noch hoch aufragende Reste der beiden gegen Süden anliegenden Seiten erhalten - gegen die südliche Kante sogar mit den Verblendsteinen aus Sandstein.

Der nordöstliche Torturm war gegen den Burgplatz durch einen Graben abgetrennt. Reste davon sind gegen die Südseite hin erhalten.

Auf dem Burgplateau finden sich länglich-rechteckige Gruben, besonders längs der Nordseite. Es sind dies die ehemaligen Wohnbauten des Städtchens. - Die Häuser waren wohl aus Holz.

Etwa in der Mitte der Anlage erhebt sich ein mächtiger, behauener Felsklotz. Dieser zeigt gegen Norden Balkenlöcher und Nischen. Auf der Kuppe des Felsens sind geringe Fundamentreste eines Turms zu erkennen:

Es war dies sicher der zentrale Bergfried oder ein Wachtturm.

Der auf drei Seiten abgeschrotete Felszahn beweist, daß die Anlage von Arconciel - Ergenzach teilweise künstlich geebnet worden ist.

Die Burg wurde vor dem Geländeabfall gegen die Niederung der Saane im Westen  durch einen Viereckturm mit 1.35 dicken Mauern und mit einer anschließenden Mauer geschützt. Gegen Süden gab es ein eigenartiges Doppelbogenfenster mit Mittelsäule (Abbildung). Rechts davon sind drei kleine Schiessscharten zu sehen.

Das grosse, eigenartige Loch im Turm gegen Westen wird unten besprochen werden.

Gegen Süden sind dem Wehrturm gegen Westen die Verblendsteine aus Sandstein entfernt worden; im oberen Teil des Baus haben sie sich teilweise erhalten.

Links des Weges zur Saane, nach etwa 150 Metern, unterhalb der Stützmauer des Turms im Südwesten, hat sich der Stumpf eines Torpfeilers erhalten. Dieser gehörte zu einer Zugangspforte.

Die eigentlichen Wehrbauten von Arconciel, also besonders die beiden Türme, sind noch hoch aufragend erhalten, der Grundriß der Anlage einsichtig.

Arconciel muß einen kompakten Eindruck gemacht haben: ein auf einem länglichen felsigen Grat angelegtes Burgstädtchen, auf beiden Zugangsseiten und in der Mitte durch Türme geschützt.

Der befohlene Abgang des Burgstädtchens

Das Burgstädtchen wurde offenbar auf Befehl verlassen und unbewohnbar gemacht.

Die baugeschichtlichen Beweise sind folgende:

Beim nordöstlichen Torturm wurde die grabenseitige nordöstliche Wand mit den anschliessenden Seiten herausgerissen. - Ebenfalls wurde die anliegende Toranlage vollständig zerstört.

Beim südwestlichen Torturm wurde auf der nordöstliche Seite ein großes Portal in die Mauer geschlagen (siehe Foto).

 Ebenfalls wurde beim südwestlichen Wehrturm das doppelbogige Fenster (siehe Foto) zugemauert.

Auf alten Abbildungen von Burgruinen sind häufig solche auffällige Zerstörungen zu erkennen.

Besonders die Aquarelle des Berners Albrecht Kauw zeigen Beispiele: Allmendingen (Muri BE), Lichtenau AG, La Tornallaz (Avenches).

Weshalb finden sich besonders im Kanton Freiburg
etliche verlassene Burgstädtchen?

Aus dem Plan geht hervor, daß Arconciel nicht nur eine Burg, sondern ein Burgstädtchen (un bourg, une cité) war. Damit wird das Objekt in einem weiteren Zusammenhang interessant:

Im Kanton Freiburg finden sich eine Reihe solcher abgegangener Burgstädtchen mit teilweise bedeutenden Resten.

Wie Arconciel ist das gegenüber liegende Illens (Illingen) zu beurteilen. Aber auch Pont-en-Ogoz (Winterlingen), Corbières (Korbers), Vuippens (Wippingen), Montsalvens, Bossonens, Montagny (Montenach), La Molière, auch Ober Maggenberg waren Kleinstädtchen, die verlassen und zerstört wurden.

Weshalb gerade Freiburg etliche solche verlassene Burgstädtchen aufweist, ist rätselhaft.

Dahinter stehen historische Ereignisse, die man nur schwer fassen kann.

Sicher ist aber, dass es einen Burgenbruch gab, von dem alle Chroniken berichten. - Nur ist dieser nach einer neuen Zeitstellung kurz nach der Mitte des 18. Jahrhunderts anzusetzen.

Bei dieser Gelegenheit soll darauf hingewiesen, daß wir über die Burgstelle Arconciel in alten Zeiten nichts wissen. Gemäß der Geschichts- und Chronologiekritik setzt die plausible Geschichte erst etwa zur Zeit der Französischen Revolution ein.

Also ist die Notiz, wonach die Eidgenossen "1475" Illens (und vielleicht auch Arconciel) zerstört hätten, als pseudohistorische Floskel zu entlarven.

Das Studium der ältesten eidgenössischen Chroniken brachte sogar eine Verdoppelung jenes Ereignisses hervor:

Bereits "1324" sollen die Berner und Freiburger gemeinsam Arconciel und Illens zerstört haben (Chronologie Helvetica von Schweizer - Suicerus).

Überlegungen zum Ortsnamen

Die Burgstelle Arconciel trägt den Namen des Ortes.

In meinem Buch Die Ortsnamen der Schweiz (2023) erkläre ich den Namen wie folgt:

ERGENZ = RGNS = REGEN(S) = REGINA (Maria)

Der Name ist gleichartig wie etwa Regensberg und Regensdorf.

Nun ist die Burgstelle Arconciel relativ weit, nämlich 1 km vom namensgebenden Ort entfernt.

Doch unmittelbar nördlich vor der Burgstelle gibt es einen Hof und eine Flur mit dem sonderbaren Namen GOTALLA.

Ich meine, das Burgstädtchen hätte einen Namen getragen, der in dem eben genannten Flur- und Hofnamen enthalten war.

In Gotalla steckt das hebräische und deutsche Wort GOT drin.

Gott, Goten und gut gehen wie zahlreiche Ortsnamen zurück auf das hebräische ha'ot =  das (göttliche) Zeichen.

Die Anlage könnte ursprünglich Guten-Burg geheissen haben.

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2024