Die Burgstelle Liebefels auf der Sodfluh bei Hub (Krauchthal BE)

In der Struktur der Erdburg ist die Figur einer Gans zu erkennen.

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Vergleiche auch: Burgen rund um Bern


Ansicht der Sodfluh, dem Standort der Burgstelle Liebefels, oberhalb von Hub bei Krauchthal BE. Ansicht von Nordwesten.

Foto: Autor, 23.8.2013

Die Felskanzel befindet sich in der Mitte des Bildes, oberhalb des Felsturms mit dem Wappen.


Liebefels bei Krauchthal: Plan

Plan: Autor, 2020


Ansicht der Sodfluh von NW

Die Sodfluh hat ihren Namen von dem Sod, das sich auf dem Burghügel der dortigen Burgstelle Liebefels findet.

Foto: Autor, 8.997


Liebefels wird auch behandelt in dem Buch des Autors: Die Ursprünge Berns (2020)


Die Lage der Burg Liebefels nördlich des Bantigers

Die Burgstelle Liebefels liegt auf einem schwer zugänglichen, sehr markanten Felskopf südlich des Weilers Hub, mit der höchsten Stelle 135 Meter über dem Talboden, westlich von Krauchthal. Der Sporn bildet einen nördlichen Ausläufer des Bantiger-Gebirges und den östlichen Abschluß des Laufentals.

Nahe am Ausgang des Laufentals befindet sich das Laufenbad. Dieses ist heute eine gewöhnliche Wirtschaft, war aber in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts - wie der Name sagt - ein Badebetrieb und Ferienort für die Stadtberner.

Östlich von Liebefels, auf einer gerodeten Anhöhe, liegt die Klosteralp. Diese hat ihren Namen von dem früheren Karthäuser-Kloster Thorberg. - Daß der Name des Ordens und die Ortsbezeichnungen noch erhalten sind, setzt die angebliche "Reformation" - richtiger die Glaubensspaltung - in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Nördlich unterhalb der Klosteralp findet sich der merkwürdige, künstlich behauene Felspfeiler Fluhbabi oder Zigergütsch.

Ob es mit dem bewaldeten Galgenhubel südöstlich der Burgstelle eine Bewandtnis hat, kann nicht gesagt werden.

Die Erdburg Liebefels

Liebefels oder die Sodfluh ist eine imposante Erdburg, welche die natürlichen, durch einen Bergsporn gegebenen Geländevorteile ausnutzt.

Die Anlage hat eine Längsorientierung gegen NW, bzw. SE. Gegen SW erübrigten sich Befestigungen, gegen Osten schützten ein Graben und ein Wall die Burg. Im Südosten bildet der Wall einen kurzen Schildwall.

 Der Kopf des Sporns gegen Norden hin bildet eine steile Felswand von auffällig konkaver Form, Sodfluh genannt.

Ein zweiter Felsturm schliesst die felsige Partie im Nordwesten ab.

Kern der Erdburg ist ein mächtiger, teilweise künstlich überhöhter Burghügel (vgl. den Plan). - Dieser ist zweistufig: Der ersten Stufe im Süden schliesst sich ein zweites, etwa sechs Meter höheres Plateau an, welches die ungefähren Ausmasse 7 x 14 Meter hat.

Gegen Norden zeigt der höchste Teil des Burghügels die Silhouette einer Pyramide. - Diese lässt sich jedoch nur vom Tal oder von der anderen Talseite und nur in der laublosen Jahreszeit richtig erkennen.

Unten der Felsaufbruch, daneben der Schildwall gegen Südosten und der Graben und Wall gegen Osten. In der Mitte der zentrale Burghügel mit dem niedrigeren vorderen und dem höheren hinteren Teil. Dazwischen in einer Rinne der Sodbrunnen.

Der höchste Teil mit dem ehemaligen Turm hat eine Höhe von 735 Meter über Meer.

Im NW des Burghügels das längliche, felsige Podium, daran anschließend die rundliche Felskanzel.

Die ebene, felsgesäumte halsartige Fortsetzung des obersten Burghügels nach NW ist 20 m lang, am Ansatz 4 m, am Ende noch 2 m breit.

Die Felskanzel mit einem Triangulationsstein hat eine Höhe von 729 Meter über Meer.

Die Masse der Felskanzel betragen von N nach S etwa 22 m, von der Spitze des felsigen Halses nach W etwa 16 m und an der schmälsten Stelle etwa 9 m.

In der Mitte des Felskopfes befand sich ein Sodloch.

Auffällig ist der rechtwinklig ausgeschnittene Ostrand der Felskanzel.

Deutlich ist in diesem Plan die Figur einer Gans zu erkennen.


Der oberste Burghügel besaß eine gemauerte Konstruktion, genauer gesagt einen Turm von etwa 8 m Seitenlänge - angeblich aus Backsteinen. Davon sind heute keine Spuren mehr sichtbar. Der Grundriß (vgl. die Abbildung) ist jedoch durch eine Sondierung von Andres Moser 1958 nachgewiesen.

Ob der Turm aber wirklich aus Ziegeln aufgemauert war, darf hinterfragt werden.

Der Turm von Liebefels

aus: Andres Moser: Liebefels bei Krauchthal; in: Burgdorfer Jahrbuch 1959, 135 - 145 (140)


Zwischen dem vorderen und hinteren, obersten Teil des Burghügels ist eine schmale, felsige Rinne zu erkennen. In dieser findet sich ein schön gearbeiteter Sod von ca. 1,40 m Breite. Dieser wurde vor Jahrzehnten wieder freigelegt.

Von diesem Sodbrunnen erhielt die Fluh ihren Namen: Sodfluh.

Dem hinteren, obersten Burghügel schließt sich gegen NW ein längliches felsiges Podium an. Etwa anderthalb Meter tiefer folgt darauf eine große, rundliche Felskanzel. Von dort hat man teilweise eine schöne Aussicht auf das Tal und nach Krauchthal.

Das Felspodium und die Felskanzel sehen wie natürliche Geländeformationen aus. Doch nach der Betrachtung des Plans zeigt sich, daß diese Formen teilweise künstlich nachbearbeitet wurden.  

Geschützt ist der Burghügel, wie gesagt, gegen Osten und Südosten durch Wall und Graben. Der südöstliche Teil des Walls ist dabei deutlich höher und zu einem Schildwall gestaltet.

Liebefels macht den Eindruck einer typischen Erdburg (vgl. das untenstehende Foto), mit einem nachträglich aufgesetzten und heute vollständig verschwundenen rechteckigen Turm.

Ansicht des Burghügels von Liebefels von Südosten

Foto: Markus Schilt, 2003


Ansicht des Burghügels von Liebefels von SE

Foto: Autor, 15.7.2004

Besonders von diesem Blickwinkel wird das imponierende Ausmaß der Erdbewegungen deutlich, welche für diese Wehranlage nötig waren. - Wer hat diese Erdmassen bewegt und mit welchen technischen Mitteln?


Liebefels: Ansicht des Burghügels von SE

Foto: 24.11.2012


Liebefels: Sicht von Süden auf die Rampe und den vorderen Teil des Burghügels

Foto: Autor, 23.8.2013


Burgstelle Liebefels auf der Sodfluh bei Hub (Krauchthal BE): Sicht vom südlichen, niederen Teil des Burghügels auf den höheren Teil. Davor ist die Abschrankung des teilweise ausgegrabenen Sodbrunnens zu erkennen.

Foto: Autor, 23.8.2013


Liebefels: Sicht von der höchsten Stelle des Burghügels (735) gegen Süden

Foto: 24.11.2012

Die Moospartien im Vordergrund zeigen Mauerspuren an.


Liebefels: Sicht von der höchsten Stelle des Burghügels (735) gegen den Felskopf im Nordwesten. Im Mittelgrund der flache Felssteg, der sich gegen die Kanzel hin verschmälert.

Foto: 24.11.2012


Liebefels - Sodfluh: Sicht von Südosten auf die Kanzel mit dem Einschnitt

Foto: Autor, 23.8.2013

Der auffällige Einschnitt scheint künstlich bearbeitet zu sein. Die eine Seite folgt der Nord-Süd-, die andere (im Vordergrund) einer Ost-West-Ausrichtung.


Die Sodfluh oder Liebefels ist trotz der relativen Stadtnähe fast unbekannt.

Die Ortsnamen Liebefels und Laufental hangen zusammen:

LIEBE oder LIEBEN ergibt entvokalisert LPN - genau wie LAUFEN: LPN. - In dem Namen steckt also NEAPOLIS, NEAPEL drin. - Neapel war ein Synonym für eine feste, uneinnehmbare Burg, auch für Troja.

Liebefels ist also eine Neapel-Burg.

Der Burgname kommt recht häufig vor. Erwähnt werden soll die kleine Erdburg Liebenstein nordwestlich von Pfaffhausen ZH; im gleichen Kanton ein Liebberg bei Mönchalterdorf und ein Liebenberg bei Zell. Und im Thurgau sind die Burgnamen Liebburg bei Kreuzlingen und Liebenfels bei Lanzenneunforn vertreten.

Ein Sodloch soll auch ein merkwürdiger aus dem Sandstein gehauener kleiner Rundbau auf der angeblichen Wehranlage Tannstygli (Tannstigli), südlich von Krauchthal und Thorberg darstellen. - In dem Artikel Das Tannstygli bei Krauchthal aber weise ich nach, daß der angebliche Sod wohl eher eine Anlage zur Himmelsbeobachtung darstellte.

Der "Steinbruch" von Liebefels

Knapp unterhalb des südwestlichen Fußes des gewaltigen Burghügels von Liebefels liegt ein alter "Steinbruch" mit einer Orientierung nach SW (vgl. das Foto).

Der Felsaufbruch bei der Burgstelle Liebefels (Hub, Krauchthal, BE)

Foto: Autor, 1997


Der rätselhafte Felsaufbruch von Liebefels (Hub, Gde. Krauchthal BE). Ansicht von unten.

Foto: Autor, 24.11.2012


Die Rückwand des rechteckigen Felsaufbruchs ist etwa acht Meter hoch. Die Länge beträgt etwa das Doppelte. Die Breite des Aufbruchs mißt 10 m.

Besonders der obere Teil der Rückwand des Aufbruchs zeigt schön modellierte und geschwungene Sandsteinbänke. Man muß annehmen, daß am Ort schon ursprünglich Felsen waren und diese nur künstlich vergrößert wurden.

Die heimatkundliche Literatur von Krauchthal erwähnt diesen Felsaufbruch und hält ihn für einen alten Steinbruch: Mehrere Gebäude drunten in Hub seien aus Liebefels-Sandstein erbaut worden.

Doch der "Steinbruch" von Liebefels hätte bestenfalls fünfzehn Kubikmeter Sandsteinblöcke liefern können: zuwenig für ein ganzes Steinhaus.

Und warum in aller Welt hätte man den Sandstein ausgerechnet von dort oben, an wegloser Stelle brechen sollen? - Wie hätten sie ihn zu Tale gebracht?

Die Heimatkundeforscher in Ehren. Aber in ihrer Verliebtheit in den Gegenstand übergehen sie oft die einfachsten kritischen Überlegungen.

Schaut man sich den Plan von Liebefels genau an, so findet man heraus, daß der angebliche "Steinbruch" ein Bestandteil der Burganlage war: Der Graben und Wall schlägt nach der Biegung oder der Ecke im SE eine Richtung nach SW ein, um dann an einem Damm aufzuhören.

Der Damm ist mit Erde bedeckt, hat aber einen felsigen Unterbau. Seit dem Sturm "Lothar" hat ein umgestürzter Baum unter der Erde mehrere parallel laufende Rillen von etwa 10 cm Abstand freigelegt. - Einige offenbar künstlich begradigte Felsstufen sind ebenfalls zu erkennen.

Der Damm bildete den Zufahrtsweg zur Burg. Die Zugangsrampe war also auf der einen Seite durch den Graben flankiert, auf der West-Seite durch den Felsaufbruch.

Der angebliche Steinbruch ist ein in den Felsen gehauener Graben.

Aber die regelmäßige Form dieses Monuments hatte wohl noch einen anderen Zweck.

Schon vor Jahren sind mir in der Region Bern solche Felsaufbrüche aufgefallen. Darüber habe ich vor Jahren einen Artikel geschrieben: Steinbrüche oder keltische Denkmäler?

Der nächste Felsaufbruch befindet sich in der gleichen Gemeinde, nämlich südlich von Krauchthal: Es ist das Felsportal Lindenfeld.

Es stellte sich heraus, daß diese Felsaufbrüche alt, aus "keltischer" Zeit stammen müssen. Erstens machen die kleinen Monumente als Steinbrüche keinen Sinn. - Dann passen sie hervorragend in das von mir entdeckte System der keltischen Landvermessung hinein.

Bei dem Felsaufbruch von Liebefels habe ich die interessante Entdeckung gemacht, daß dieser genau auf einer Ost-West-Linie mit zwei anderen vorgeschichtlichen Zeugnissen liegt:

Zwischen Liebefels und dem (heute wegen der Autobahn versetzten) Menhir Bottis Grab am Eingang des Grauholz-Waldes beträgt die Entfernung 4225 m oder 1, 9 keltische Meilen.

Zwischen Liebefels und dem imposanten Felsaufbruch der Teufelsküche am Westabhang des Grauholzberges beträgt die Entfernung 3680 m oder 1, 65 keltische Meilen.

Ein solches Alignement von drei Objekten in der gleichen Gegend auf einer Himmelsachse kann nicht Zufall sein.

Die ursprüngliche Orientierung des "Steinbruchs" gemäß der keltischen Landvermessung betrug etwa 50°NE.

Man kann sich in der monumentalen Felsnische eine Aschera, ein hölzernes Götzenbild vorstellen.

Der höhere nördliche Teil des Burghügels, auf dem später ein Turm zu stehen kam, hat von Süden gesehen das Aussehen eines Altars.

Die Erdburg Liebefels war eine Befestigung, aber gleichzeitig wohl eine monumentale Kultanlage.

Zu dieser Interpretation paßt die Figur, die man in dem Grundriß der Burg erkennt: Deutlich ist eine Gans zu sehen, ein altchristliches Symbol ersten Ranges.

Das Vorhandensein von zwei Sodlöchern auf einer Burgstelle ist außergewöhnlich.

Liebefels wird wohl nie seine Geheimnisse preisgeben.


Nachtrag zu Liebefels:

Christoph Pfister: Planskizze von Liebefels von 1958

Aus den persönlichen Papieren hat der Autor einen Plan der Burgstelle Liebefels entdeckt, den er Ende 1958 - im Alter von dreizehn Jahren - gezeichnet hat.

Die Skizze ist auf Grund eines Besuchs der Erdburg gefertigt und für das geringe Alter des Zeichners erstaunlich genau. - Richtig hat der Autor den Zugang als Rampe und den Steinbruch als Teil des Burggrabens erkannt. Auch die lineare Ausrichtung des länglichen Burghügels und den geschwungenen Charakter der Sodfluh ist gut beobachtet.

Die Planskizze beweist des Autors früh erwachtes Interesse für Burgen, Geschichte und Heimatkunde.