DER BERG GARIZIM IN PALÄSTINA - Caracalla geweiht!

Erstaunliche Aufschlüsse durch Geschichtskritik und Ortsnamensanalyse

Christoph Pfister

Der Berg Garizim

aus: Palästina in der Antike. Hrsg. von Ariel Lewin; Stuttgart 2004; Seite 108


Die Vesuv-Namen in der alten Welt

Die Geschichts- und Chronologiekritik, die ich in meinem Buch Die Matrix der alten Geschichte ausgebreitet habe, ermöglicht auch in Details verblüffende neue Einsichten. Dies zusammen mit der bahnbrechenden Analyse der europäischen und schweizerischen Ortsnamen in Der Vesuv ist überall.

Zum ersten zeigt sich, daß wir nur einige Jahrhunderte auf der Zeitachse zurück sicher historische Ereignisse bestimmen und datieren können. - Vor etwa 1700 AD beginnt die absolute Geschichtsnacht. Doch auch vorher gab es menschliche Kultur. Für ein gutes Jahrhundert vor 1700 können wir schattenhaft gewisse historische, religiöse und kulturelle Strömungen nachverfolgen. - Und die älteste geschriebene Überlieferung, also die Bibel und die klassischen und "mittelalterlichen" Autoren zeigen sich als großangelegte Geschichtserfindung.

In jenem noch dunklen 17. Jahrhundert AD - erst in der zweiten Hälfte wurde die uns heute so geläufige Datierung nach Christi Geburt erfunden - geschah eine erstaunliche Neuschöpfung der Sprachen und der Ortsnamen: Ganz Europa, von Portugal bis Anatolien und von Palästina bis an die Nordsee wurde neu benannt. Und diese Benennung hatte die Namen Troja und Vesuv zur Grundlage. Alle Ortsnamen enthüllen bei der Analyse den Bedeutungskreis jenes Vulkans und aller sonstigen Bezeichnungen, die zu jenem Umfeld gehören.

Ein einziger Bergname im Palästina zeigt einmal mehr, wie universell die vesuvianische Ortsnamengebung war.

Der Berg Garizim bei Nablus (Neapolis)

Palästina ist das Land der heiligen Berge. Schon der Name zeigt es. Dieser ist nämlich eine kaum veränderte Form von Palestrina, dem antiken Praeneste, südöstlich von Rom. Das Land dort ist sehr hügelig. Also haben die Kreuzfahrer des 17. Jahrhunderts jener Gegend am östlichen Mittelmeer diesen Namen gegeben.

In den historischen Büchern des Alten Testaments wird ständig von heiligen Bergen und Höhenheiligtümern gesprochen. Die Bibel aber ist in Westeuropa geschrieben worden. Also beziehen sich diese Geschichten zuerst auf unseren Kontinent.

Aber bald gab es auch in dem nunmehr Palästina genannten Land eine Anzahl bedeutender heiliger Berge, deren Namen geläufig sind: Den Berg Zion in Jerusalem; Morija, ebenfalls in Jerusalem; den Berg Karmel östlich von Akko (Akkon oder französisch Saint Jean d'Acre), den Berg Tabor östlich von Nazareth und den Berg Ebal bei Sichem, dem antiken Neapolis, das heute Nablus genannt wird.

Ebal bedeutet ebenso Neapel wie Nablus: EBAL = (N)PL = NEAPOLIS, Neapel!

Ein anderer Berg ist dem Westen weniger bekannt, doch nicht weniger bedeutsam: der Berg Garizim.  Er liegt im Südwesten, unweit des genannten Berg Ebals. Sichem - Nablus (Neapolis) liegt genau zwischen diesen beiden Hügeln.

Der Berg Garizim gilt den Samaritanern, einer heute weniger als tausend Seelen zählenden jüdischen Sekte, als heiliger Berg. - Die Analyse des Namens und die Geschichtsdichtung zeigen uns, warum der Berg zu seinem Namen und zu seiner religiösen Bedeutung gekommen ist.

Der Gottessohn Caracalla

Der Name Garizim selbst ist leicht zu entschlüsseln: GARIZIM, entvokalisiert CRCM. - Indem man die Konsonantenfolge zu CRC(L)M ergänzt, erhält man leicht CARACALLAM, also Caracalla, den bekannten römischen Kaiser aus dem Hause der Severer.

Caracalla selbst kommt in Ortsnamen häufig vor. In meinem Ortsnamen-Verzeichnis Der Vesuv ist überall zähle ich sieben Caracalla-Orte auf.

Besonders soll auf das Guggershorn oder Guggershörnli hingewiesen werden. Dieser voralpine Hügel liegt südlich von Schwarzenburg und südlich von Bern und ist seinem Namensursprung nach dem Kaiser Caracalla geweiht.

Der genannte Severer-Kaiser wird von der Geschichtserfindung als Scheusal geschildert. Schließlich tötete er seinen Bruder Geta und herrschte mit blutiger Willkür über das Reich.

Aber das ist nur eine Seite: In der ursprünglichen Blaupause der erfundenen römischen Geschichte galt Caracalla als Gott, genauer gesagt als Gottessohn.

Caracalla war der göttliche Sohn seines Gottvaters Septimius Severus. Und als Heiland hat er ähnliche Charakteristika wie Jesus. Die folgenden Parallelitäten beweisen die Identität zwischen den beiden Heilandgestalten:

 Caracalla                                                                                      Jesus von Nazareth

Caracalla erreicht ein Alter von 33 Jahren Jesus erreicht ein Alter von 33 Jahren
Caracalla hat seinen Bruder Geta als Nebenbuhler. Dieser wird ermordet. Jesus hat Johannes den Täufer als Nebenbuhler. Dieser wird ermordet.
Caracalla fällt einer Verschwörung zum Opfer. Jesus fällt einer Verschwörung zum Opfer.
Caracalla wird mit einem spitzen Gegenstand (Dolch) getötet. Jesus wird mit einem spitzen Gegenstand (Lanzenspitze) getötet.

Zu einer gewissen Zeit besaß Caracalla das größere Ansehen als Jesus. Gerade deshalb mußte der römische Kaiser von den Schriftstellern als mißratener Sproß seines Vaters dargestellt werden.

Aber weshalb trägt der Berg Garizim den Namen Caracalla?

Dazu müssen wir die erfundene Geschichte eines alten Ortes am Fuße jenes heiligen Berges analysieren.

Am Berg Garizim liegt wie erwähnt Nablus, das antike Neapolis. Diese Stadt soll sich während der Wirren nach dem Tode von Commodus auf die Seite des Gegenkaisers Pescennius Niger gestellt haben. Septimius Severus, der rechtmäßige Nachfolger als Kaiser haßte diesen Nebenbuhler, belagerte ihn in Byzanz (Ostrom oder Neurom = Neapel). Niger wurde geköpft und Ostrom oder Neapel traf die Rache des Kaisers. Die Stadt wurde zerstört.

Doch dann kam die wundersame Wendung: Auf Fürsprache seines Sohnes Caracalla verzieh Vater Septimius Severus den abtrünnigen Neurömern und gestattete ihnen den Wiederaufbau ihrer Stadt.

Man könnte meinen, diese Sage beziehe sich nur auf Ostrom oder Konstantinopel. - Aber viele andere Neapel-Orte übernahmen die gleiche oder eine ähnlichlautende Geschichte. Beispielsweise hat auch Bern in der Schweiz diese Legende übernommen - oder eben Neapel - Nablus in Palästina.

Die fromme Geschichte von Caracalla ist auch der Grund, warum der Garizim zu seinem Namen kam.

Aber wir können noch mehr daraus schließen. Auch der Ursprung der samaritanischen Sekte wird damit einleuchtend.

Die Samaritaner als verstoßene Judenchristen

Ruinen des Mauerringes mit dem Westtor von Sebaste - Samaria (Palästina)

aus: Palästina in der Antike; Stuttgart 2004, Seite 100


Nordwestlich von Nablus und der Berge Ebal und Garizim liegen die Ruinen der Stadt Samaria, die griechisch Sebaste genannt wurden (vergleiche die Abbildung). - Der alte Ort gab auch der Landschaft in Mittelgaliläa den Namen.

Nach dem Alten Testament soll das Königreich Israel von David und Salomo nach dem Tode des letzteren geteilt worden sein in Israel und Juda.

Juda hatte Jerusalem zur Hauptstadt, Israel aber Samaria. Doch jenes Nordreich wurde noch vor dem Südreich von den Assyrern erobert ("722 AC").

Die Geschichte von Samaria war damit nicht zu Ende. Kurz vor und während der "Römerzeit" erlebte Samaria eine neue Blüte. Der berühmte König Herodes soll die Stadt prächtig ausgeschmückt haben und ihr zu Ehren von Kaiser Augustus = griechisch SEBASTOS den zweiten, griechischen Namen Sebaste gegeben haben.

Das Christentum kam angeblich bereits mit den Aposteln nach Samaria. Bald wurde dort auch eine Kirche errichtet, welche die Gebeine von Johannes dem Täufer - dem Nebenbuhler Christi - aufnahm.

In Samaria - der Stadt und der Landschaft - siegte in "spätantiker" Zeit aber nicht das Christentum, sondern die jüdische Sekte der Samaritaner. Diese verehrten den Garizim als heiligen Berg und standen häufig gegen die römische und oströmische Herrschaft auf, besonders im Jahre "529 AD".

Diese kleine Religionsgemeinschaft existiert noch heute mit weniger als tausend Seelen, die in der Nähe von Tel Aviv und in Nablus wohnen. - Und noch immer pilgern diese Juden auf ihren Berg Garizim.

Damit wird klar: Die Samaritaner vertreten die Erlöserreligion des Heilands Caracalla, was sie zu Feinden der Römisch-Christen machten, bei denen sich Jesus von Nazareth durchsetzte. - Zwischen diesen beiden Gottessöhnen besteht gar kein Unterschied, wie wir oben dargelegt haben.

Aber längst haben die Samaritaner vergessen, daß sie ihren Ursprung von der Sage von dem düsteren römischen Kaiser Caracalla herleiten.


Stephanstag 2005