Die Abtei MAIGRAUGE (Magere Au) in Fribourg (Freiburg)

Ist das Kloster wirklich 750 Jahre alt?

Weniger als die Hälfte dieses Zeitraums ist allein plausibel!

Die Abtei Maigrauge in einer Luftaufnahme

aus: Nuria Delétra-Carréras: L'Abbaye de la Maigrauge 1255 - 2005, Fribourg 2005, p. 10


Dieses Zisterzienserinnen-Kloster im Süden der Altstadt von Freiburg - Fribourg, in der Niederung der Saaneschlucht gelegen, ist im gotischen Stil erbaut. - Aus chronologiekritischer Evidenz ist Bau auf das zweite Viertel des 18. Jahrhunderts zu setzen.

Wie aber kommt es, daß einem solchen Komplex ein Alter von sage und schreibe 750 Jahren zugesprochen wird? - Welche Geschichtsfälschung hat die Gründung dieses Klosters in ein sagenhaftes Hochmittelalter, "im 12. Jahrhundert" angesetzt?

Ein paar Punkte reichen, um angebliche 700 Jahre auf weniger als die Hälfte zurückzuführen.


"L'Abbaye de la Maigrauge 1255 - 2005"

2005 soll die Zisterzienserinnen-Abtei Maigrauge in Freiburg 750-jährig geworden sein. Aus diesem Anlaß in in jenem Jahr ein reich und farbig bebildertes Buch von 530 Seiten mit dem obigen Titel herausgekommen. - Den Text kann man vergessen: Das Werk ist Hagiographie und völlig unkritisch - obwohl von einer Kunsthistorikerin geschrieben.

Die Illustrationen aber sind wertvoll, und die reproduzierten Dokumente beantworten die Frage, wie man einem Kloster aus der Neuzeit ein solch phantastisches Alter zuschreiben konnte.

Der Ortsname Maigrauge ist hebräisch!

Zuerst aber soll auf den Ortsnamen eingegangen werden. 

Magere Au wird gemeinhin in der einsichtigen Bedeutung verstanden. Deshalb folgt auch die offizielle Etymologie dieser Auffassung.

Aber der Klosterkomplex an der Saane, inmitten saftiger Matten und Äcker, widerlegt diese Deutung: Diese Auen sind sehr fruchtbar, nicht mager!

Ganz offensichtlich handelt es sich bei der Erklärung von Magere Au um Volks-Etymologie.

 Dann soll noch auf die Namensvarianten von Maigrauge in den alten Dokumenten hingewiesen werden.

In den "mittelalterlichen" Urkunden begegnet uns eine bunte, um nicht zu sagen abenteuerliche Vielfalt von Varianten des Ortsnamens:

Augia magra, de Augya, de la Maygrioche, Macreogie, Maigre Ogi, Megre Oge, Mecrogie, Maigroge, Macra Ogia, Macra Augia in Echtelandia, monasterium de augia, Maucroichie, usw.

 (L’Abbaye de Maigrauge, 38 f.)

Aber diese verschiedenen Schreibweisen des Namens widerspiegeln nicht Geschichte und Zeitalter, sondern stellen einen plumpen Trick der Geschichtsfälscher dar: Um Alter und Epochen vorzutäuschen, haben die Schreiber bewußt solche Varianten geschaffen und mit erfundenen Jahrzahlen versehen.

Aber der heute gebräuchliche Name Maigrauge ist der älteste.

Doch alle Ortsnamen sind frühestens vor etwa dreihundert Jahren geschaffen worden. Und die erste und uns allein erhaltene schriftliche Fixierung ist nochmals Jahre oder Jahrzehnte jünger.

Aber von wo kommt Maigrauge, wenn damit nicht eine "magere Au" gemeint ist?

In den deutschen Landen - wozu auch die heutige Westschweiz zählt - gibt es eine Menge hebräischer Ortsnamen. Das nach dem Latein geschaffene Hebräisch galt zu einer gewissen Zeit als die angesehenste Sprache. Deshalb auch die vielen hebräischen Wörter in den Ortsnamen und in der deutschen Sprache.

Auch MAIGRAUGE ist hebräisch: Darin versteckt sich megurim. - Das Pluralwort bedeutet Aufenthalts- oder Rastort für Fremde auf einer Pilgerreise. - Das Kloster als Herberge für durchziehende Pilger auf dem Weg zu einem Wallfahrtsort oder ins Heilige Land deckt sich vollkommen mit der Bedeutung des hebräischen Wortes.

Urkunden, des Mittelalter-Gläubigen liebste Kinder

Nun aber zu der Behauptung, die Maigrauge sei vor sage und schreibe 700 Jahren gegründet worden.

Die Baugeschichte und das heutige Aussehen der Abtei belegt einen rein gotischen Bau. Und die Gotik hat sich nach geschichts- und chronologiekritischer Evidenz vor vielleicht 280 Jahren entwickelt und um 1760 ihr Apogäum erreicht.

Das Kloster Maigrauge bei Freiburg ist also weniger als dreihundert Jahre alt.

Wenn nun für die Abtei ein höheres Alter behauptet wird, so kann nur eine gefälschte Geschichte dahinterstehen. Diese stellte Dokumente her, welche aus einem sagenhaften Hochmittelalter stammen sollen.

Die Rede ist hier von Urkunden. Diese angeblich uralten Pergamentfetzen, mit Siegeln behangen und in einem merkwürdigen Latein oder einem pseudoalten Deutsch oder Französisch geschrieben, belegen eine Erwähnung des Klosters Maigrauge ab dem Jahr "1255" (vergleiche die untenstehende Abbildung).

Urkunde von "1255", welche die Gründung des Klosters Maigrauge behauptet.

Ein Pfarrer Burkhard aus Tafers (Burcardus plebanus de Tabernis) erlaubt einer Richinza (Richenza) und ihren Schwestern die Gründung eines Klosters bei Freiburg.


Deutsche Namen, lateinische Schrift und Sprache, Anno Domini-Datierung, Pfarrer, Betschwestern und eine Stadt Freiburg vor 700 Jahren?

aus: L'Abbaye de la Maigrauge, Fribourg 2005, p. 10


Daß es vor 750 Jahren weder Schrift, noch Sprache, noch eine höhere Kultur gegeben hat, daß wir von  solchen weit entfernten Zeiten überhaupt nichts wissen, wollen die gläubigen konventionellen Historiker noch heute nicht wahrhaben.

Also klammern sie sich weiter an die windigen, auf alt gemachten, pseudohistorischen Dokumente, die Chroniken und besonders die Urkunden.

Die Idee, daß die ganze alte Geschichte vor dem Ende des 18. Jahrhunderts eine gigantische Fälschungsaktion von geistlichen und weltlichen Schreibern und Gelehrten darstellt, ist noch immer nicht in die breitere wissenschaftliche Öffentlichkeit durchgedrungen.


März 2006/2009