Chillon - eine
Vulva!
Das bekannte
Schloß Chillon bei Montreux am Genfersee enthält in seinem Plan ein
verblüffendes Vexierbild.
von Christoph
Pfister
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Schloß Chillon
Farbstiftzeichnung des Autors, 1988
Figürliche
Darstellungen in den Plänen alter Städte und Burgen
Seit langem ist bekannt, daß in den Plänen von alten Strukturen astronomische Orientierungen enthalten sind.
Erst seit kurzem erkennen Forscher in den diesen Plänen auch figürliche Darstellungen. - Aber das ist eigentlich logisch. Denn wenn Sternbilder, zum Beispiel der Grosse Bär oder Grosse Wagen in einem Stadtbild zu erkennen sind, so sollte man auch einen Bären oder einen Wagen herauserkennen.
Sehr verdient hat sich um solche Figuren in Stadtbildern, sogenannte Urbanoglyphen Herr Herwig Brätz aus Rostock gemacht. Man lese etwa sein Buch Schwan der Ostsee, Dort staunt man, was für Bilder man aus unscheinbaren Stadtplänen herauslesen kann.
Ich selbst habe im Plan der Stadt Bern einen Wagen (das Sternbild des Grossen Wagens) und einen Bären erkannt. Man lese darüber:
Schloß Chillon -
viel besucht, viel abgebildet, kunsthistorisch vollständig analysiert
Das
Schloß Chillon am Genfersee, gleich oberhalb von Montreux, in der Gemeine
Veytaux gelegen, ist weltbekannt.
Angeblich
hätte dort der Genfer Historiograph François
Bonivard während vier Jahren in Ketten geschmachtet, bis ihn – welch ein
Glück zur richtigen Zeit – „1536“ die Berner anläßlich der Eroberung der Waadt
befreiten. – Aber dieser Bonivard ist eine barocke Gestalt, etwa um 1730
geschaffen. – Und er war nie Gefangener in Chillon.
Lord Byron besang es in seinem Gedicht über Bonivard, The
prisoner of Chillon.
Der Maler Gustave Courbet bildete es in einer ganzen Reihe von Gemälden ab. In einem Schweizer Landschaftskalender gehört Chillon zum Repertoire. - Und selbstverständlich ist das Schloß eine Touristenattraktion ersten Ranges.
Daß die Kunstgeschichte die Burg Chillon - ein ehemaliger bernischer Landvogteisitz - ebenfalls gebührend analysiert hat, braucht kaum besonders erwähnt zu werden.
Aber haben alle Wissenschafter und Touristen bei der Betrachtung von Chillon nicht ein wesentliches Merkmal übersehen? - Wir in unserer Kultur sind nämlich dazu erzogen worden, das Naheliegende, das Augenfällige zu übersehen. Bei der Suche nach einer Figur in Schloß Chillon mag auch die Verklemmtheit unserer "abendländischen" Zivilisation mitspielen. Über Sex und Sexualität redet man zwar heute viel und offen. - Aber eben nur in bestimmten Bereichen.
Schloß Chillon am
Genfersee: Luftbild
Quelle: Prospekt über Schloß Chillon
Die Vulva und
der Penis von Chillon
Zugegeben
bin ich erst zufällig auf die merkwürdige Figur
in Schloß Chillon gestoßen, am 1. August, im Wallis, bei der Betrachtung
eines Prospektes.
Nun hatte ich bereits im Vormonat einen neuen Plan der Erdburg Fenis oder Hasenburg bei Vinelz südlich des Bielersees, gezeichnet. Und dort wurde mir plötzlich gewahr: Im Grundriß der Wehranlage ist ein Penis zu erkennen. – Aber der Name der Burg sagt das doch selbst: FENIS = PENIS!
Plan von Schloß Chillon
Quelle: Bitterli-Waldvogel, Thomas: Schweizer Burgenführer; Basel/Berlin 1995
Das
Luftbild, welches der Prospekt über Chillon bietet, sagte mir sofort: Im Plan der Wasserburg ist ein weiblicher
Geschlechtsteil, eine Vulva zu erkennen!
Und die Camera Domini (im Plan links unter Nr. 5) deutet die Klitoris an.
Und der die übrigen Schloßteile überragende Bergfried stellt einen Penis dar, welcher im weiblichen Geschlecht steckt.
Selbstverständlich
stammt das Schloß Chillon nicht aus einem legendären „Mittelalter“. Es ist
vielleicht gute drei Jahrhunderte alt.
Und
was lernen wir daraus? Die Alten dachten konkret und drückten bildhaft aus, was
sie beschäftigte. Prüderie war ihnen unbekannt. Wenn sie also von männlichen
und weiblichen Geschlechtsteilen phantasierten, so bildeten sie diese ab.
Man
wisse, daß zum Beispiel in den Stadtplänen von Meißen und Danzig ein Penis zu erkennen ist.
Aber ein männliches Genital
stellt auch die Aareschleife von Bern dar. Ich werde dies in meinem neuen Buch Die Ursprünge Berns erklären.
Ob die Fremdenführer, welche den Touristen das Schloß Chillon erklären, wohl den Mut haben würden, ihr Monument als Vexierbild von Genitalien zu erklären?
Der Ortsname Chillon
Herwig Brätz sieht im Grundriß von Chillon auch die Figur eines Auges.
Richtig
kann man im Plan und Luftbild ebensosehr ein Sehorgan erkennen.
Was ist nun richtig? – Man muß sich vergewissern, daß gewisse Bilder mehrdeutig sind, also mehrere Figuren oder Bedeutungen darin enthalten sind.
Die Annahme eines Auges als zweite Figur wird gestützt durch die Etymologie des Ortsnamens:
CHILLON geht zurück auf CHINON (ebenfalls ein Schloßname). Das N ist hier also durch ein
mouilliertes LL ersetzt worden. In CHINON aber steckt das deutsche Wort SCHÖN. – Und dieses Adjektiv ist
bekanntlich hebräischen Ursprungs (vergleiche Hebraica historica).
Schloß
Chillon am Genfersee erfreut tatsächlich durch seine augenfällige Schönheit!