Anti-Illig: Heribert Illig und seine unselige These über Karl den Grossen

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Gleichnamige Orte

Gleichnamige Orte kommen in der Landschaft häufig vor. Diese geben besonders seit dem Zeitalter der raschen Verkehrsverbindungen und Nachrichtenübermittlung Anlaß zu ständigen Verwechslungen.

Doch das Problem existiert schon in geschichtlichen Dimensionen. In meinen Büchern Die Matrix der alten Geschichte (2013) und Die alten Eidgenossen (2013) habe ich an vielen Beispielen dargelegt, dass bekannte historische Städtenamen wie Rom, Neapel, Troja nicht einzigartig waren, sondern als Gattungsbegriffe gebraucht wurden. – Dasselbe gilt von vielen anderen Ortsnamen. – Zwar versuchten die Namensschöpfer bewußt Variationen zu schaffen. Doch dies gelang nicht immer. – Gemeinsamkeiten wurden manchmal sogar bewußt geschaffen, wie dieser Artikel beweisen wird.

Es begann mit der Arena auf der Engehalbinsel bei Bern

Seit 1995 studierte ich zum wiederholten Mal die gallorömischen Spuren auf der Engehalbinsel nördlich von Bern. Besonders die Arena auf dem dortigen Roßfeld stellte sich als interessantes Objekt heraus. Dort nämlich sind verschiedene astronomische Orientierungen enthalten - u.a. auch die Orientierung von 58° NE.

Im Mittelland auf einer geographischen Breite von 47° beträgt der astronomische Sonnenaufgang ungefähr 54° NE – bezogen auf die Sommersonnenwende. Diesem Azimut ist eine Orientierung von 58° NE zugeordnet. Bei diesem Himmelswinkel kann man bei jedem einigermaßen freiem Blick nach Nordosten die aufgehende Sonne zur Zeit des Sommer-Solstitiums sehen.

Erst im Laufe der Jahre erkannte ich, daß 58° NE – mit der zugeordneten Transversal-Achse von 238° SW - nicht eine in der Arena auf dem Roßfeld vereinzelte Orientierung ist. Im Gegenteil kommt sie häufig vor und bildet eine der wichtigen Azimuts der keltischen Landvermessung.

Solche Vermessungslinien sind durch natürliche oder künstliche Markpunkte definiert. Diese Punkte können Burgen, Findlinge, Wall-Winkel, Bergspitzen oder Paßübergänge sein. – Je mehr solche Ankerpunkte auf einer Linie liegen, desto sicherer kann man sein, daß dieses Zusammentreffen nicht Zufall, sondern Absicht ist.

Die beiden Bremgarten sind durch eine Linie verbunden

Indem ich von der Arena die 58°-Linie nach NE weiterzog, ergab sich, daß diese nach dem Städtchen Bremgarten an der Reuss im Freiamt zeigte. Der Rundbau auf der Engehalbinsel, aber noch mehr die Kirche oder die ehemalige Burg Bremgarten in der charakteristischen Aare-Schlaufe links des Flusses, hatten also eine vermessungstechnische Verbindung nach dem gleichnamigen Ort an der Reuss (vgl. die Grafik)!

Die Vermessungslinie, welche Wohlen, Bremgarten und Muri in Bern und im Freiamt miteinander verbindet

Plan: Autor


Eine solche Verknüpfung konnte nicht Zufall sein. Sie ergänzte, was wohl mancher schon insgeheim gedacht hatte: Die beiden Bremgarten hatten neben dem Namen auch wesentliche topographische Eigentümlichkeiten gemeinsam:

Beide Orte waren im Hals einer Flußschlaufe angelegt. Beide besaßen eine Burg und ein daran angelehntes keltisches Oppidum, später ein „mittelalterliches" Städtchen. – Und beide Plätze sicherten einen Flußübergang an der Grenze des alten Aare-Gaus.

Der Namenforscher Otto Marti hatte in den 1940er und 1950er Jahren bereits nachgewiesen, daß die alten Gaue des Schweizer Mittellandes durch Flüsse definiert waren: Der westliche Waldgau reichte von der Venoge westlich von Lausanne bis zur Aare; der Aare-Gau bis zur Reuss, und der östliche Lind-Gau bis zum Bodensee.

Die beiden Bremgarten wurden also bewußt mit dem gleichen Namen bedacht und durch eine besondere Vermessungslinie verbunden. Schon an diesen beiden Eigentümlichkeiten zeigt sich, daß die alten Namen nicht zufällig entstanden oder sich organisch entwickelt haben, wie die klassische und romantische Namensdeutung meinte. – Dahinter stand vielmehr ein übergreifendes Prinzip.

Wohlen und Muri gesellen sich zu Bremgarten

Neben Bremgarten erwiesen sich auch Wohlen und Muri als verschwisterte Orte.

Verbindet man die Kirchtürme der beiden Wohlen und der beiden Muri und rechnet die Orientierung der Linien aus, so ergibt sich der gleiche Azimut von 58° NE wie bei der Verbindung der beiden Bremgarten!

War die Klammer zwischen den beiden Bremgarten schon erstaunlich, so wurde dies nun durch die Entdeckung von Verbindungen zwischen den beiden Wohlen und den beiden Muri sensationell. – Drei Orte im gleichen Gebiet haben je in der gleichen Himmelsrichtung in etwa 80 km Entfernung eine Entsprechung in Orten mit je gleichem Namen!

Auch die beiden Muri und die beiden Wohlen haben Gemeinsamkeiten

Bei den beiden Bremgarten haben wir die topographischen Ähnlichkeiten schon aufgezählt.

Doch auch bei den beiden Muri und den beiden Wohlen läßt sich je eine Ähnlichkeit feststellen.

Muri liegt nicht an der Reuss, sondern am Rande der Flußterrasse über ihr.

Und Wohlen liegt angelehnt an einen Hügelzug. Dieser heißt beim bernischen Wohlen der LINDACH-Berg, beim aargauischen Wohlen der LINDEN-Berg.

Weitere, besonders historische Verbindungen zwischen den drei Orten im Raume Bern und denen im aargauischen Freiamt, sind nicht zu finden. Die Geschichte berichtet nichts darüber. – Für mich war schon von Anfang an klar, daß diese Zusammenhänge in der Vorgeschichte geschaffen wurden.

Ein Exkurs über Geschichte und Vorgeschichte

Immer mehr wird in Forscherkreisen evident, daß die alte und mittelalterliche Geschichte und Kulturentwicklung, so wie sie an den Universitäten und in den Schulen seit jeher gelehrt wird, nicht stimmt. Die Quellen zur älteren Geschichte sind sämtlich gefälscht, erfunden oder erdichtet. Die Inhalte und die Zeitstellungen der älteren Zeit sind folglich nicht real, sondern irreal. – Hinter einer bestimmten Schwelle – für mich liegt sie zu Beginn des 18. Jahrhunderts, liegt für uns die Nacht der Vorgeschichte, die wir nicht erhellen können. – Aus dieser Geschichtsnacht haben wir wohl materielle, aber keine schriftliche Zeugnisse. – Jede Betrachtung über die Vorgeschichte ist bloße Mutmaßung oder Spekulation.

Grundlegend für meine Ortsnamen-Erklärungen ist das Buch Die Ortsnamen der Schweiz. Mit einer Einführung über die vesuvianische Namensprägung Europas (2016).

Es stellt sich heraus, daß die alten historischen Namen nicht aus grauer Vorzeit stammen, sondern Erzeugnisse der großen Fälschungsaktion am Beginn der Geschichte sind.

Anders gesagt sind die wesentlichen Ortsnamen nicht weniger als 300 Jahre alt. – Sie können nicht älter sein, weil sie eine christliche Theologie und bestimmte Geschichten wie die Troja-Legende voraussetzen. – Und diese können nach der Evidenz nicht viel früher als bei der genannten Zeitschwelle entstanden sein.

Erstaunlich war in diesem Zusammenhang die Erkenntnis, daß alle wichtigen Ortsnamen nicht frei geschaffen, sondern nach einem rund um das Mittelmeer gültigen universalen Prinzip vergeben wurden.

Mit diesen allgemeinen Einsichten ließen sich jetzt die festgefahrenen heimatkundlichen Erkenntnisse weiterführen. – Der Zusammenhang der Namen und der Himmelsrichtungen zwischen Bremgarten, Wohlen und Muri in Bern und im Freiamt war nun nicht mehr eine bloße Merkwürdigkeit. Dahinter stand ein einheitlicher Wille, irgendwann in der jüngeren Vorgeschichte oder am Anfang der Geschichte.

Auf dieser Grundlage soll nun die Deutung der drei Ortsnamen versucht werden.

Brenodurum und Bremgarten

Zwei Dinge sind es, welche für mich die Engehalbinsel so faszinierend machten:

In dem Rundbau der Arena ließ sich eine ganze keltische Landvermessung aufschlüsseln.

Und der Fund eines Zinktäfelchens auf der Engehalbinsel mit dem Ortsnamen Brenodurum brachte Licht in das bisher namenlose Oppidum von Bern-Enge.

Ich gehe hier nicht noch einmal auf die Geschichte jenes Votiv-Täfelchens ein, das heute im Historischen Museum Bern zu besichtigen ist. – Der Archäologe Rudolf Fellmann, welcher die Inschrift auf jenem Plättchen untersuchte, hat zweifelsfrei festgestellt, daß dieses echt ist und somit ein schriftliches Zeugnis der Vorgeschichte darstellt.

Aber das Alter dieses Artefakts ist relativ. Gegenüber der konventionellen Chronologie kann ich dem Zinktäfelchen von der Engehalbinsel höchstens vielleicht 350 Jahre geben. – Doch dieses BRENODOR NANTAROR, welches dort in griechischen Buchstaben genannt wird, ist für mich sicher BRENODURUM IM AARETAL, also die alte Bezeichnung für die Engehalbinsel.

Und in meinem antiken Berner Bär habe ich nachgewiesen, daß Bremgarten rechts der Aare zu dem Oppidum-System auf der linksufrigen Engehalbinsel dazu gehört hat. – Im Gegenteil war die Burg Bremgarten sogar als das Herz oder „Kommando-Zentrum" jener weitläufigen Anlage zu beiden Seiten der Aare anzusehen.

Brenodurum selbst ist aus zwei Bestandteilen zusammengesetzt: BREN/M und DURUM. – Das letztere bedeutet im Keltischen einen befestigten Ort, verwandt mit dem Deutschen „Tor".

Von BREM/BREN kann man durch Umstellung (Metathese) auch BERN herleiten. – Hinter beiden Namen sehe ich PRIAMUM, Priamus, den Oberkönig von Troja.

Muri und Wohlen

Muri wird von den Philologen einhellig als Ableitung von „Mauer" verstanden – was unbedingt abzulehnen ist. – Die Alten waren keine Romantiker. Ihre Grundsätze der Namensvergabe waren andere als lokale Eigentümlichkeiten. – Der Ortsname Muri kommt auch an Stellen vor, wo es in alten Zeiten keine Mauern gab.

Nur die Entvokalisierung des Namens führt zur richtigen Deutung: MURI = MR, von rechts nach links gelesen ergibt sich RM. Und diese Konsonantenreihe kann man unschwer zu ROMA, Rom ergänzen. – Am Anfang wurde bereits gesagt, dass symbolgeladene Bezeichnungen wie Troja, Neapel oder eben Rom überall vorkommen. – Ein Beweis ist hier gebracht.

Bern und Bremgarten

Bei der Betrachtung von Bremgarten, Muri und Wohlen im Bernbiet und im Aargau darf das überragende Bern nicht ausgelassen werden. Und hier lassen sich einige strukturelle und halb historische Verbindungen nachweisen.

2002 erkannte ich dank eines Hinweises aus Deutschland, dass sowohl das Bremgarten bei Bern wie Bern in der Aare-Schlaufe in ihrer städtischen Struktur ein ägyptisches Ankh-Symbol erkennen lassen (vgl. Das Ankh von Bern). – Dieses Sinnbild ähnelt einem Schlüssel und besteht aus einer langen Linie, an welche sich ein runder oder ovaler Griff anschließt. – Zwischen Stiehl und Griff ist zudem ein Querbalken eingeschoben.

Das Ankh von Bremgarten bei Bern (vgl. die Abbildung) hat einen Stiel, dessen Orientierung nach NW an der Burg Schloßberg bei La Neuveville am Bielersee aufgehängt ist. – Die Schlaufe der Aare bildet einen perfekten Griff des Schlüssels. – Die Querteilung der Längslinie von Bremgarten selbst ist im SW am Guggershörnli oberhalb von Schwarzenburg, gegen NE aber am Städtchen Liestal aufgehängt.

Das ägyptische Ankh in der Struktur des alten Bremgarten bei Bern

Plan: Autor, 12/2003

Das Ankh ist ein symbolischer Schlüssel oder ein Henkelkreuz. Der ovale Griff ist hier zuerst durch die Aare-Schlaufe, dann durch den Graben im Osten der ehemaligen Burg Bremgarten dargestellt. - Der "Stiel" bildet eine Linie, die hier eine Orientierung von 110° SE/290° NW hat und an der Burg Schlossberg oberhalb von La Neuveville am Bielersee aufgehängt ist. - Im Zwickel der Arena auf der Engehalbinsel und in der Orientierung der Südseite des anliegendes Keltenwalls ist die Längs-Linie ebenfalls nachzuweisen. - Die Querteilung der Linie hat 20° NE/200° SW.


Das Ankh der Stadt Bern hat seinen Griff in dem Stadtsegment zwischen Zytglogge und Käfigturm. Von letzterem Turm führt der „Stiel" als eine Linie von 157° SW zum Ost- oder Nord-Tor der Römerstadt Avenches – Aventicum.

Der Querbalken des Ankhs von Bern ist im NW an der Burgstelle Burg bei Rapperswil BE, im SE an der Burgstelle Ägerten am Gurten aufgehängt.

Auch das Bremgarten im Aargau muß ein Ankh besitzen. – Bisher habe ich aber leider noch keine klaren Orientierungen nachweisen können. Nur der „Griff", nämlich dies Flußschlaufe der Reuss ist evident.

Zum Schluß sei darauf hingewiesen, daß auch Bern – ich nehme dort das Münster als Ankerpunkt – eine 58° NE-Orientierung besitzt, die Bedeutung hat.

Von Bern aus läßt sich diese Orientierung bis an den Bodensee ziehen. Kurz davor trifft sie auf eine Burgstelle oberhalb Kreuzlingen. Und der Name dieser Burg ist BERN-Rain! – Man möchte fast sagen, daß jene Wehranlage keinen anderen Namen tragen kann als diesen.