Der Napf und Willisau:

ein Vesuv und ein Neapel im Luzerner Hinterland

Ein heiliger Berg und eine heilige Landschaft zwischen Bern und Luzern

von Christoph Pfister


Über die Schweizer Ortsnamen vergleiche auch: Der Vesuv ist überall.


Die vesuvianischen und trojanischen Namen rund um den Napf

(Kantone Luzern und Bern)

Grafik: Ch. Pfister, 6/2004


Der Vesuv als religiöser Schicksalsberg im alten Christentum

In meinem Buch Bern und die alten Eidgenossen analysierte ich die ältere Geschichte der Eidgenossenschaft bis zum ausgehenden 17. Jahrhundert im Lichte der Geschichts- und Chronologiekritik. - Es ergab sich, daß wir bis zu jenem genannten Zeitpunkt keine genauen historischen Kenntnisse haben.

Auch die Orts-, Fluß-, Länder- und Völkernamen erwiesen sich als nicht älter als die genannte Zeit. Im Ergebnis wissen wir nichts, weder Namen, noch Ereignisse, noch Zeitstellungen über die vorangegangenen Zeiten.

Deutlich wird nur, daß die Kulturgeschichte schnell voranschritt. Das "16. Jahrhundert" muß in diesem Lichte als der Übergang von einer relativ kurzfristigen "Römerzeit" zum Altchristentum, zu einem ebenso kurzzeitigen "Mittelalter" und zur Gotik gewesen sein.

Besonders die Namen faszinierten mich immer stärker als historische Quelle. Aus ihnen kann man nämlich gewisse religiöse Grundhaltungen und Tendenzen aus jenen paar Jahrzehnten herauslesen, die der wirklichen Geschichte vorangehen. - Ich nenne hier die Epoche vor, um und kurz nach 1600. - Man wisse, daß die vierstelligen Jahrzahlen erst im 17. Jahrhundert aufkamen - und damit eine zuverlässige Chronologie.

Bei den alten Eidgenossen erkannte ich unter anderem, daß sich diese überall Vesuv-Landschaften schufen. - Das war verständlich. Der Vesuv liegt im ursprünglichen Heiligen Land Kampanien mit der Hauptstadt Neapel - oder Pompeji. - Ein erster und - vielleicht erst nach 1600 - der endgültige "pompejanische" Vulkanausbruch erschütterte das altchristliche Europa. Die Eruption galt als Mahnfinger Gottes, zum Glauben der Väter zurückzukehren.

Kein Wunder, daß überall in Europa Berge, Städte und Flüsse Namen wie Vesuv und Neapel bekamen.

Über die Ortsnamen der Schweiz habe ich das Buch Der Vesuv ist überall (2005) veröffentlicht. Diese Ausführungen und Ortsnamen-Erklärungen finden sich auch dort.

Die heiligen Berge der Waldstätte, der Schwyzer und der Berner

Die Gebiete der alten Eidgenossenschaft machten die Manie mit den Vesuv- und Neapel-Namen ebenfalls mit.

Vesuv, lateinisch VESUVIUS, habe ich als WALD-Berg erkannt. Also haben die WALD-Stätte ihren Namen von diesem Berg entlehnt. Und kein Wunder, daß gerade dort sich die Vesuv-Berge häufen: Titlis, Stanserhorn, Vitznauerstock, Mythen, usw.

Doch auch in der übrigen Schweiz gibt es etliche Vesuv-Namen. Eine besondere Häufung habe ich im Bernbiet festgestellt. Darüber lese man den Artikel Die heiligen Berge des Bernbiets.

Ein Vesuv-Name in der Berner Landschaft hat mir schlagartig die Erkenntnis geöffnet, daß sich auch in der Luzerner Landschaft ein solcher Name findet.

Wislisau = Willisau

Unter anderem gibt es auf dem Längenberg südlich von Bern einen Berg, der Gibelegg heißt und dessen Name von MONGIBELLO = Ätna abgeleitet ist. - Der Ätna hat die gleiche religiöse Bedeutung wie der Vesuv. - Beide Vulkane liegen in Süditalien.

Wo ein Name sich findet, da liegt häufig noch ein zweiter. - Am Fuß der Gibelegg gibt es einen Weiler WISLISAU - leicht als Vesuv (VSLS = VESULIUS = VESUVIUS) zu entschlüsseln.

Nun habe ich bei einer Gelegenheit Wislisau als Begriff in der bekannten Internet-Suchmaschine Google eingegeben. Diese gibt bei Fehlschreibungen und seltenen Wörtern häufig einen Korrekturvorschlag. Bei Wislisau kam die Meldung: Meinten Sie Willisau?

Ich erkannte sofort, daß die beiden Ortsnamen eine identische Grundbedeutung haben und folglich das Gleiche ausdrücken: Vesulius, Vesuvius!

WILLISAU meint also ebenso VESUV wie WISLISAU. - Ein Luzerner Städtchen trägt den Namen eines berühmten Vulkan-Berges!

Im ursprünglichen Heiligen Land Kampanien gibt es mehrere bedeutsame Namen, die kopiert wurden. Neben dem Vesuv sind es die beiden an seinem Fuße liegenden Städte Neapel und Pompeji, die häufig übernommen wurden. Und an Pompeji fließt ein heiliger Fluß vorbei, der Sarno heißt.

Wenn also eine Ortschaft einen Namen aus dem heiligen Land trägt, so finden sich in der näheren oder weiteren Umgebung häufig weitere Bezeichnungen, welche zum gleichen Begriffszusammenhang gehören.

Der Napf als Neapel-Berg

Willisau liegt am Fuße eines 1400 m hohen Berges, der NAPF heißt und die Grenze zwischen Luzern und Bern bildet. - Sobald ich den vesuvianischen Namen des Städtchens erkannte, fiel mir ein, daß jene genannte Erhebung nichts anderes als NEAPEL bedeutet: NAPF = NP(L) = NEAPEL (im älteren Deutsch Napels)!

Man mag paradox finden, daß im Falle von Willisau und Napf der Berg den Namen der Stadt trägt und die Stadt den Namen des Berges. - Doch etliche andere Beispiele zeigen, daß die Namensschöpfer ihre Bezeichnungen oft absichtlich nicht nach geographischen Kategorien richteten. Man wollte damit den wahren Ursprung der Wörter und Namen verschleiern.

Richtig sollte man ergänzen, daß der Napf ein NEAPEL-Berg ist, Willisau eine Vesuv-Stadt.

Sörenberg enthüllt den pompejanischen Fluß Sarno

Schon erwähnt wurde, daß in einem heiligen Land nicht nur Neapel oder Pompeji und der Vesuv (oder der Ätna) vertreten sein mußte, sondern auch der Fluß, der am Fuße des Unglücksbergs fließt.

Auch am Fuße des Napfs fließt ein Sarno. Nur heißt das Gewässer, welches durch das Entlebuch in die Reuss sich ergiesst, heute die kleine Emme.

Doch häufig ist der wahre Flußname irgendwo in der Landschaft verborgen - so auch hier im Entlebuch.

Die kleine Emme entspringt in den Bergen rund um die Ortschaft Sörenberg. - Unschwer erkennt man in dem Ortsnamen den Sarno (SRN = SARNO).

Daß die Ortschaft Sörenberg auf den Sarno hinweist, habe ich schon in meiner Mär von den alten Eidgenossen (S. 312) erkannt.

Die trojanischen Ortsnamen Bramberg, Bramboden, Romoos, Luthern, Lüderen, Wasen, Wiggen, die Ilfis

Mit Willisau, dem Napf und Sörenberg ist das Luzerner Hinterland zu einer vollständigen vesuvianischen Namenlandschaft oder einem regionalen heiligen Land geworden. - Doch vielleicht finden sich in der Gegend noch weitere ähnliche Namen.

Mit dem Vesuv ist häufig Troja verbunden, wie ich in meinen Büchern darlege. Der Berg Ida (=ITALIA) der Troja-Sage meint ebenfalls den Vesuv.

Der trojanische Oberkönig hieß Priamus, der zuletzt den Charakter eines christlichen Gottvaters bekommen hat. Daran erinnert noch heute der katholische Feiertag FRON-Leichnam. In dem FRON (=PRM = PRIAMUM, Priamus) steckt der Name jenes Gottkönigs.

Vor den Musegg-Mauern in Luzern gibt es einen Hügel BRAM-Berg. Auch hier ist Priamus enthalten. - Wenn man dies weiß, so fällt es einen leicht, in der Alp BRAM-Boden im luzernischen Teil unterhalb des Napf-Gipfels den gleichen Namen zu erkennen.

Wo Troja, da auch Rom. Auf einem östlichen Ausläufer des Napfs liegt die Ortschaft Romoos, welche ROM enthält.

Wo ein Vesuv, da findet sich auch ein Vesuv-Kaiser. In der römischen Geschichte sind das Mettius, Vespasian, Titus, Domitian, in der mittelalterlichen deutschen Geschichte Lothar oder Luther. - Über die Zusammenhänge zwischen Lothar und Luther in Sachsen und im Harz lese man meinen Artikel Der Harz als Heiliges Land in Mitteldeutschland.

Kein Wunder also, daß nördlich des Napf-Gipfels eine Ortschaft LUTHERN heißt. Und westlich des Berges gibt es eine LÜDEREN-Alp.

Ein LUTER-Tal gibt es auch bei Bolligen am Fuß des Bantigers. Darüber lese man Die heiligen Berge des Bernbiets.

Und im französischen Sundgau, nahe der Schweizer Grenze bei Rodersdorf, gibt es den Vesuv-Ort OLTINGUE. Der nächste Ort bergwärts heißt LUTTER. - Wo ein Vesuv, da auch ein Luther - Lothar!

Die Ortschaft Wasen liegt im Nordwesten des Napfs, an der Vereinigung des Kurzenei-Bachs mit dem Hornbach.

Nördlich von Olten, im Basler Jura, findet sich eine Ortschaft Wisen (vgl. Die Namenlandschaft von Olten). Erst durch diesen Namen ist mir auch WASEN klar geworden: VSN > VSL = VESULIUS, Vesuvius! - Wasen heißt Vesuv!

Gleich unter dem Napf-Gipfel findet sich ferner eine METTLEN-Alp - worin man den Vulkan-Herrscher METTIUS von Alba in der römischen Frühzeit erkennt.

Ebenfalls gibt es im Nordosten des Napf-Gipfels eine Alp METTEN-Berg.

Auf der Berner Seite des Napfs fließt die Ilfis. Dieses Flüßchen entspringt an der Schrattenfluh und mündet unterhalb von Langnau in die Emme.

Wenn man etwas Erfahrung hat mit vesuvianischen und trojanischen Namen, so kann man zum Vornherein annehmen, daß hier eine Bedeutung aus den erwähnten Geschichten dahintersteckt:

ILFIS, lautet entvokalisiert LPS. Ergänzt man ein fehlendes oder abgefallenes N, so erhält man NLPS, welches eine leichte anagrammatische Vertauschung von NPLS = NEAPOLIS, Neapel darstellt!

An der Ilfis liegt unter anderem Wiggen, die erste Ortschaft auf Luzerner Gebiet. - Der Name beginnt mit einem V. Da kann man sicher sein, daß der Vesuv dahintersteckt:

WIGGEN = VCM > VS(V)M = VESUVIUM, Vesuvius!

Schon längst hätte im Luzernbiet die Namensgleichheit zwischen der Ortschaft Wiggen im Entlebuch und dem Tal der Wigger gegen die Aare hin auffallen müssen. - Aber leider werden wir so erzogen, keine dummen Fragen zu stellen!

Der Ortsname Wolhusen ist gleich wie Willisau

Nun gibt es am Fuße des Napfs noch ein zweites Städtchen, dessen Name mit V beginnt: Wolhusen, WOL-Husen. - Steckt auch hier VESUVIUS drin?

Schon gesagt wurde, daß man wohl vesuvianische und trojanische Bezeichnungen schuf, deren wahre Bedeutung aber häufig absichtlich verschleierte. Aus einem Napf hat ein paar Generationen nach der Namenschöpfung bis heute niemand mehr die gemeinte Bedeutung erahnt.

WOL-Husen ist meiner Meinung nach klar ein VESUVIUS-Name. Das Besondere ist hier, daß ein wesentlicher Konsonant fehlt. Die volle entvokaliserte Form müßte VSL lauten. - Doch es gibt viele Beispiele dafür, wie ein Konsonant aus einem Namen herausfällt oder absichtlich weggenommen wird.

Wolhusen ist ebenso ein vesuvianischer Ort wie Willisau.

Wir haben Troja erwähnt und seinen Bezug zur Vesuv-Geschichte. Nun hat Troja noch einen zweiten Namen ILJON oder ILIUM, was vom Französischen lion = Löwe kommt.

Sobald ich erfahren hatte, daß Willisau eine Vesuv-Stadt ist, erkundigte ich mich nach dem Wappen des Ortes: Natürlich ist dies ein schreitender Löwe! - Zu einem Troja gehört schließlich ein trojanischer Löwe.

Das Gold des Napf-Berges

Als letztes soll der Goldreichtum der vom Napf wegfließenden Bäche und Flüsse erwähnt werden. Dieser wurde sicher schon in alter Zeit ausgenützt.

Nun aber gehört zur Troja-Sage immer auch ein trojanischer Schatz: Er mag Schatz des Priamus oder Schatz der Nibelungen (=Neapolitaner) heißen. - Wenn der große Berg im Luzerner Hinterland einen trojanischen Namen bekam, so hatte dies also in diesem Falle einen realen Hintergrund: Der Napf birgt tatsächlich Schätze an Gold.

In der Luzerner Landschaft haben wir eine religiöse Grundbedeutung aus den Anfängen des Christentums wiedergefunden. Die Alten wollten mit ihrem Glauben zurückkehren zur Religion der Väter und sahen sich in einer heiligen vesuvianischen und trojanischen Landschaft.

Von Luthern nach Luzern

Am Napf liegt die Ortschaft Luthern. - Niemand ist bisher der doch sehr "luzernische" Sinn dieses Namens aufgefallen - auch mir nicht.

Da trifft es sich, daß ich kaum zwei Monate nach diesem Artikel auch den Ortsnamen Luzern, zusammen mit Musegg) herausgefunden habe.

Man lese darüber den Artikel: Luzern ist eine altchristliche Lutherstadt.


31.5.2004. Letzte Ergänzungen: 27.5.2005