Findling oder Menhir?
Der Lychleustein bei Oberthal BE

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Der Lychleustein bei Oberthal

Foto von ca. 2005

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Der Lychleustein bei Möschberg
in der Gemeinde Oberthal.
Ansicht gegen Süden

Man erkennt links vom Stein am bewaldeten Horizont
die Burgstelle Schwanden bei Zäziwil.

Foto: Markus Schilt, 5.2.2011

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Der Lychleustein bei Möschberg
in der Gemeinde Oberthal BE

Foto aus:

Eduard Gerber - Karl Ludwig Schmalz: Findlinge; Bern 1948, S. 37 (Berner Heimatbücher, Nr. 34)

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Ein besonderer Stein am Eingang des Emmentals

Steine, die in vorgeschichtlicher Zeit zu meist konischen Säulen bearbeitet und aufgerichtet wurden, nennt man Menhire. In der Schweiz sind diese heute eher rar. Man muß annehmen, daß im Mittelland die meisten derartigen Monumente - gleich wie die meisten Findlinge - weggeschafft wurden.

Erhaltene Menhire genießen deshalb unsere besondere Aufmerksamkeit.

Hier soll ein besonderer Stein am Eingang zum Emmental erwähnt werden: der sogenannte Lychleustein. Dieser steht auf 867 m Höhe, oberhalb von Grosshöchstetten, auf der rechten Seite der Strasse zwischen Möschberg und Oberthal (Koordinaten 616574/195638).

Die 1,8 m hohe Granitsäule ist zweifellos behauen, das zeigt schon die eckige Grundform und die Zuspitzung nach oben auf zwei Seiten. Einige Löcher beweisen, daß der Stein früher als Befestigung für ein Gatter gedient hat.

Auf der Ostseite oben sind noch schwach die eine Zahl J755 und die beiden Buchstaben HS zu lesen. Die Abkürzung belegt, daß die Säule in früheren Zeiten die Grenze zwischen den Gerichtsbezirken Höchstetten und Signau markiert hat.

Die Jahrzahl selbst ist eine Sensation: Sie liest sich nicht 1755, wie immer behauptet wurde, sondern als J755. Was bedeuten die drei arabischen Ziffern mit vorangestelltem J?

Zahlen mit vorangestelltem großem oder kleinem J kommen bis Ende des 18. Jahrhunderts häufig vor. Die Bedeutung ist noch immer rätselhaft. Das J steht jedoch wahrscheinlich für JESUS.

Den Namen hat der Lychleustein von dem alten Brauch erhalten, wonach die Leichenzüge an dieser Säule anhielten (leuen = rasten, anhalten).

Erwähnt wird der Stein in folgenden Publikationen:

Eduard Gerber/Karl Ludwig Schmalz: Findlinge; Bern 1948, 37 (Berner Heimatbücher, Nr. 34)

Hans Itten: Naturdenkmäler im Kanton Bern; Bern 1970; S. 80

Karl Ludwig Schmalz: Namensteine und Schalensteine im Kanton Bern; Bern und Stuttgart 1988, S. 45

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Die Inschrift auf dem Lychleustein

Foto: ca. 2005

Das Bild findet sich auch in dem Buch des Autors:

Die Ursprünge Berns (Norderstedt 2020)