Das Erdwerk Gestelen
bei Thalgut (Kirchdorf BE)

Ein merkwürdiges Erdwerk
enträtselt sich als
Geoglyphe

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Gestelen wird auch behandelt
in dem
Buch des Autors:

Burgen rund um Bern (2023)

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Gestelen: eine Erdzeichnung (Geoglyphe)

Das Erdwerk Gestelen liegt südlich des Landgasthofes Thalgut, über dem linken Ufer der Aare in der Gemeine Kirchdorf (Bern), halbwegs zwischen Bern und Thun.

In der alten Burgenkarte aus den 1980er Jahren ist Gestelen eingetragen. Es heißt dort:

Merkwürdige und nicht datierbare Wehranlage ca. 1200 m nordöstlich von Kirchdorf. Sichtbar: Wälle und Gräben im Gestelenwald.

In der sehr diskutablen neuen Burgenkarte von 2007 wird Gestelen nicht mehr aufgeführt. Offenbar hat ein Gremium beschlossen, diesen Ort als zweifelhaft anzusehen.

Aber Gestelen ist sicher ein vorgeschichtliches Erdwerk, auch wenn die Anlage und ihr Zweck unklar sind.

Planskizze des Erdwerks Gestelen
(Kirchdorf BE)
:
großes Podium (Mitte),
flankiert im W und E von je einem Hohlweg;
unten links das kleine Podium

Planskizze: Autor, 2022

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Das zentrale Plateau (Flächenfärbung) hat im Norden ein paar auffällige Terrainbearbeitungen,
besonders einen gewinkelten Wall mit abschüssigern Seiten gegen Osten.
Auch das gebogene, schwanzförmige Ende im Süden, das bis in den Steilhang hineinreicht, ist bemerkenswert.

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Gestelen BE: Das Erdwerk im LIDAR-Bild

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Das Erdwerk Gestelen liegt am Nordabhang eines parallel zur linken Aareseite liegenden Plateaus. In das Terrain sind mehrere rinnenartige Gräben eingeschnitten. Diese kann man als Hohlwege ansprechen. Doch die zwei wichtigsten "Hohlwege" enden blind und sind als künstlich ausgekehlte Gräben anzusprechen, die ein längliches Plateau, ein Podium, vom umgebenden Terrain abtrennen.

Das zentrale Plateau ist fast künstlerisch geformt, mit einer unebenen Oberfläche und im Süden nicht durch einen Graben von der Böschung des Gestelen-Hügels abgetrennt. - Also handelt es sich nicht um einen Burghügel.

Am Süd-Ende hat das Plateau sogar eine schwanzförmige Fortsetzung und als Ende eine kleine Erdaufschüttung im Steilhang.

Auf halber Höhe zwischen dem zentralen Podium und der Höhe des Gestelen-Hügels befindet sich ein oberes Podium - kleiner als das untere. Dieses besteht gegen NW aus einem länglichen Hügel mit einem schwanzförmigen Wall als Fortsetzung gegen SE. - Das obere Podium ist von der Bergseite durch einen seichten Graben getrennt.

Merkwürdig sind die Terrainbearbeitungen am Nordende des zentralen Plateaus: Dort sieht man einen winkelförmigen Wall, der merkwürdigerweise gegen außen geöffnet ist. Und auf der Ostseite gibt es ein kleines tiefer gelegenes Plateau. - Diese Erdbearbeitungen machen fortifikatorisch keinen Sinn. Sie haben einen symbolischen oder künstlerischen Zweck gehabt - genauso wie die erwähnte Schwanzflosse des Plateaus im Süden.

Gestelen ist merkwürdig. Aber seit einigen Geländebegehungen kann man sicher sein: Das zentrale Plateau (und demzufolge auch das obere Plateau) stellt eine Figur, eine Erdzeichnung (Geoglyphe) dar.

Ebenfalls als eine Geoglphe ist zum Beispiel die rätselhafte Anlage von Pitor oder Pi Tord bei Marly (Freiburg) anzusehen.

Der Autor verweist auch auf die Ähnlichkeit mit dem Erdwerk auf dem Hübeliberg bei Bowil.

Die Figur, die in dem Plateau von Gestelen steckt, ist unterdessen auch von Bekannten des Autors erkannt worden: Es ist eindeutig ein Wasser-Lebewesen: ein Fisch, genauer gesagt ein Walfisch.

Weshalb ein Walfisch?

Nun, der Berg, an dessen Nordende Gestelen liegt, heisst Ja-Berg. Jaberg aber enthält ein ursprüngliches JONA-Berg.

Und die Geschichte des Propheten JONA(S) im Alten Testament ist bekannt:

Dieser wurde von einem Walfisch verschluckt und nachher wieder ausgespuckt.

Einige ältere Fotos des Erdwerkes Gestelen

Der Autor hat Ende 1979 einige Bilder von Gestelen gemacht.

Diese Fotos sind heute kostbare Dokumente.
Denn der Bereich der Anlage - vor allem die beiden Podien - sind heute derart stark mit Jungwuchs bestanden,
daß eine Übersicht erschwert wird.

Gestelen: Blick von der Höhe des Gestelenwalds
auf das obere Podium

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Gestelen: Blick von Nordwesten
auf das oberste Podium des Erdwerks

Aufnahme: Autor, 11.1979

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Gestelen: Der gegen Osten gerichtete Wall
als südliche Fortsetzung des obersten Podiums.
Ansicht von Süden.
Man beachte den noch heute sichtbaren Markstein.