Freiburg (im Uechtland) – Fribourg

Ausgewählte Dinge zur Geschichte,
Kunst- und Baugeschichte,
sowie zur Heimatkunde

Art & histoire
de la ville et du canton de Fribourg

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Fribourg - Freiburg (im Üechtland)

Blick von SW auf die zentralen Teile der Altstadt:
Burg - Bourg (links) und Unterstadt - Basse-Ville (rechts unten)

Aufnahme: Autor, 14.5.2004

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Eine Entgegnung auf die angebliche Hexenaffäre
Catherine Repond, alias La Catillon in Freiburg
(2009)

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Vom Autor ist folgende
wissenschaftliche Untersuchung erschienen:

Beiträge zur Freiburger Historiographie des 18. und 19. Jahrhunderts:
Guillimann - Alt - Berchtold - Daguet; Norderstedt 2019, 116 S. ill.

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2007 versuchte die Stadt Freiburg – oder vielleicht besser ein eng begrenzter Kreis von Politikern und Beamten – ein „850-Jahr-Jubiläum der Stadt Freiburg" zu feiern.

Die Manifestationen wirkten allerdings eher krampfhaft. Man merkte: Es wurde irgendein Aufhänger gesucht, um wieder einmal feiern zu können.

Die untenstehenden Beiträge aber machen klar: Freiburg könnte höchstens ein 300-Jahr-Jubiläum feiern. – Doch es läßt sich kein genaues Datum bestimmen.

Da ist es einfacher zu behaupten, Freiburg sei in einer legendären Vorzeit, also „1157 AD“ gegründet worden?

Haben die Politiker und Historiker, welche diesen chronologischen Unfug glauben, je die Glaubwürdigkeit der älteren Geschichte überprüft?

Besser keine Fragen stellen und feiern! 


Über die unmögliche "mittelalterliche" Entstehung der Abtei Maigrauge in Freiburg vgl. den Artikel

Die Abtei Maigrauge (Magere Au) in Freiburg (Fribourg): keine 750 Jahre alt!

500 Jahre Schweizergarde in Rom? - Ein absurdes Jubiläum!

In der Kathedrale von Fribourg - und auch vor dem Vatikan in Rom - wurde am 22.1.2006 das angeblich fünfhundertjährige Jubiläum der päpstlichen Schweizergarde mit einer Messe gefeiert.

Ein solcher Anlaß scheint die Feier wert zu sein, könnte man meinen.

Aber nur ein Fingerhut Geschichtskritik langt, um dieses Jubiläum zu widerlegen.

Papst Julius II. ist der Schweizer-Papst, das steht außer Zweifel. Aber im frühen 16. Jahrhundert ist er fehl am Platz. Das Porträt, das Raffael von dem Papst gemalt hat, kann erst im des 18. Jahrhundert entstanden sein. - Die Geschichte der Päpste wird um diese Zeit plausibel. Also dürfte man allerhöchstens 300 Jahre Schweizergarde in Rom feiern.

Aber wer stellt schon kritische Fragen an die Geschichte? - Lieber feiern, statt denken!

Die Freiburger und ihre Jahrzahlen

Überall in meinen Schriften weise ich auf die Probleme der historischen Chronologie hin. - Einfacher ausgedrückt: Weiter als vielleicht dreihundert Jahren vor heute ist kein Ereignis mehr inhaltlich und zeitlich sicher. Und vor allem haben wir keine Möglichkeit, Bauten, Artefakte und Ereignisse der Vorzeit zu datieren. Wir können nur Mutmaßungen und Schätzungen anstellen. - Aber auch diese werden nach ein einer gewissen Zeit - wenn sie älter sind als vielleicht fünfhundert Jahren vor heute - problematisch und widersinnig.

Die offizielle Geschichtswissenschaft will von den chronologischen Problemen nichts wissen. Weiterhin versucht eine hochbezahlte Riege von staatlichen Wissenschaftspropagandisten dem Publikum weiszumachen, daß wir auch über weit entfernte Zeiten angeblich sehr gut Bescheid wissen. - Und vor allem hätten wir genaue Datumsangaben.

Freiburger Wissenschafter und Politiker folgen wie überall blind den vorgegebenen und vorgekauten Jahrzahlen. Ein paar aktuelle Beispiele aus der heimatlichen Geschichte beweisen dies:

Im Jahre des Herrn 2007 unternahm man es, das 850-jährige Jubiläum der Stadtgründung zu feiern. -

Für den Anlaß "850 Jahre Freiburg" hat die Stadt satte zwei Millionen Franken locker gemacht.

2005 feierte das Nonnenkloster Magere Au (Maigrauge) sein angeblich 750-jähriges Bestehen. - Wenn die Verantwortlichen nur etwas Verstand hätten, würden sie feststellen, daß man dieser geistlichen Stätte höchstens 250 Jahre zubilligen kann.

Der Ortsname Maigrauge hat übrigens nichts mit einer "mageren Au" zu tun, wie uns Etymologen vielleicht suggerieren wollen. - Eine Flußniederung ist meistens sogar sehr fruchtbar, also nicht mager.

Maigrauge - Magere Au ist ein hebräischer Ortsname!

Die Freiburger Kathedrale birgt in seinem Turm alte Glocken. Die älteste, mit einem Gewicht von sage und schreibe 1, 7 Tonnen, soll heuer genau 500 Jahre alt werden: Eine Inschrift an dem Klangkörper nennt nämlich als Herstellungsdatum „Anno Domini 1505“. - Wer zum Teufel soll vor 500 Jahren fähig gewesen sein, solche gewaltige Massen Metall zu gießen? - Und die heute christliche Religion bestand damals nicht einmal in Ansätzen.

Das letztere Beispiel, die Kathedrale, beschäftigt uns auch im nächsten Kapitel.

Die unmöglich datierte Baugeschichte der Freiburger Kathedrale

Die Kathedrale ist das bedeutendste Bauwerk der Stadt Freiburg; ihr 76 m hoher Turm bildet ein weithin sichtbares Wahrzeichen.

Das Gotteshaus ist im gotischen Stil errichtet und wurde im Burg-Quartier (quartier du Bourg) angelegt, das als ältester Teil der Stadt gilt. – Man möchte meinen, dies sei der Platz eines gallorömischen Oppidums. – Auf jeden Fall ist auch Freiburg sowenig wie Bern eine Gründung auf wilder Wurzel. – Und die „Zähringer" als Gründerherren sind Teil der erfundene Geschichte, die man glatt vergessen kann.

Man hat den Eindruck, dieses Münster sei nachträglich in die Stadtstruktur eingefügt, fast eingezwängt worden. Das ist plausibel, weil die Gotik ein junger Baustil ist, der sich erst gegen 1740 AD entwickelte.

Die alte Stadtkirche lag wohl nicht im Burg-Quartier, sondern gleich jenseits des alten Stadtgrabens, des Grabensaal. Es ist die noch heute erhaltene Kirche Notre-Dame – keine 200 m Luftlinie vom Portal der Kathedrale entfernt. – Das alte Gotteshaus wurde ursprünglich im romanischen Stil erbaut. Trotz den vielen An- und Umbauten und Renovationen ist dies heute noch sichtbar.

Notre-Dame ist älter als die Kathedrale. Doch man überschätze die zeitliche Distanz nicht. Ich würde meinen, zwischen den beiden Kirchen liegen einige Jahre. – Zu einer gewissen Zeit machten die europäischen Städte in kürzester Zeit große Veränderungen durch.

Der Erkenntnis, daß unsere heutigen Städte viel jünger sind als angenommen, steht die offizielle Geschichte und Kunstgeschichte gegenüber. Diese verläßt sich auf die Datierungen der Geschichtsbücher und die Chronologie, die uns schon in der Schule eingehämmert ist. – Daraus ergeben sich unmögliche Zeitstellungen, die den Geschichtskritiker und den gesunden Menschenverstand herausfordern.

Also ist am Eingangsportal der Kathedrale von Freiburg eine Tafel angebracht, die Folgendes sagt:

Bauzeit der Kirche: 1283 – 1490 (!)

Bau des Chors 1630

Hat denn niemand auch nur ein Fünkchen Verstand aufgebracht und erkannt, daß diese Datierungen absurd sind? Während über zwei Jahrhunderten soll man also in einem sagenhaften „Mittelalter" an einem Bauwerk gearbeitet haben. Dabei wirkt dieses Münster in Stil und Ausführung einheitlich und ist demzufolge innert wenigen Jahrzehnten hochgezogen worden.

Und da die Gotik, wie gesagt, erst nach 1740 aufgekommen ist, so kann man eine Entstehungszeit um die Mitte des 18. Jahrhunderts annehmen.

Die offizielle Datierung ist aus zweierlei Gründen Stumpfsinn: Erstens läßt sie eine Gemeinschaft Jahrhunderte an einem Bauwerk arbeiten, nur weil die Gelehrten stur den absurden Zeitstellungen folgen.

Dann wäre gemäß den offiziellen Zeitangaben zwischen der Vollendung des Münsters und dem Bau des Chors eine zeitliche Lücke von 140 Jahren. Haben die Bürger während so langer Zeit in einer Kirche gebetet, die gegen Osten statt einer Apsis ein riesiges Loch hatte?

Die unmögliche Datierung der Freiburger Kathedrale beweist, daß die offiziellen Wissenschafter meistens nichts überlegen, sondern nur abschreiben, was in den Büchern steht, und nachplappern, was ein Professor darüber meint.

Die Entwicklung von der Vorgeschichte zur Geschichte muß neu überlegt werden – sowohl inhaltlich wie zeitlich.

Freiburg - Fribourg: Tapferkeitsbrunnen
(Fontaine de la Vaillance) neben dem Chor der Kathedrale

Foto: Autor, 14.7.2004

Die Brunnenfigur des Kriegers mit dem Löwen zu seinen Füssen wird einem "Hans Gieng" zugeschrieben und mit "1548 AD" datiert.

Aus chronologiekritischen Überlegungen ist das Kunstwerk und der Brunnen aber erst nach 1750 glaubwürdig.

Wie alle alten Brunnenfiguren in der Stadt, so ist auch die Personifikation der Tapferkeit heute durch eine Kopie ersetzt.

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Franz Rudella, die älteste Chronik Freiburgs, ist nach 1770 AD entstanden

2005 hat eine Mediävistin im Rahmen einer Dissertation die umfangreiche Freiburger Chronik von Franz Rudella ediert. Herausgekommen ist ein monumentales Buch von 600 Seiten im Format A4.

Der Chronist Rudella ist wegen seiner unübersichtlichen Überlieferung vorher noch nie herausgegeben worden.

Aber ist es die Chronik überhaupt wert, herausgegeben zu werden?

Das Werk von Rudella ist ein pseudohistorisches Machwerk!

Ohne in Einzelheiten einzugehen, sind aus geschichtskritischer und quellenkritischer Warte heraus doch Einwände gegen die Darstellung zu machen.

Es ist vor allem die unmögliche Chronologie, die provoziert:

Franz Rudella soll die Lebensdaten "1528 - 1588" haben. - Wenn man weiß, daß die Anno Domini-Datierung erst ab ungefähr 1740 entstanden ist, so fällt schon dadurch die ganze Lebensgeschichte des Chronisten als Fiktion aus Abschied und Traktanden.

Doch unzweifelhaft ist Rudella eine alte Chronik von Freiburg. - Aber die Biographie des Chronisten, die Art des Werkes und dessen Überlieferung, haben Parallelen zu anderen "ältesten" Chronisten der Eidgenossenschaft.

Rudella habe 20 Jahre vor seinem Tode mit der Chronik aufgehört: Viele Chronisten wie die Berner Valerius Anshelm oder Michael Stettler haben ebenfalls fünfzehn Jahre vor ihrem Ende das Schreiben beendet. - Ist so etwas plausibel?

Rudella war vor allem Politiker - wie Michael Stettler und Aegidius Tschudi. - Von wo haben diese Leute die Zeit und die Muße genommen, um Chroniken zu verfassen?

Die Chronik von Rudella ist unvollendet: Aber wenn der Mann so lange gelebt hat, weshalb hat er sein Werk nicht zu Ende geführt? - Nun gibt es viele Beispiele von alten Chronisten - etwa Thüring Fricker (oder Frickart), die ihre Geschichtswerke unvollendet ließen und sogar mitten im Satz abbrechen. - Solche Feststellungen stützen nicht die Wahrhaftigkeit dieser frühen Schreiber.

Rudella schrieb in der Zeit der Gegenreformation - besser gesagt nach vollzogener Glaubensspaltung. Diese ist aber erst im 18. Jahrhundert erfolgt.

Die Biographie von Rudella ist fingiert.

Die etwa 1000 Seiten der Rudella-Chronik enthalten eine Menge Trivia aus Freiburg. Allein wenn man diese analysieren würde, so käme eine viel spätere Entstehungszeit des Werkes heraus. - Was soll zum Beispiel die Verbrennung des Juden und Arztes Abraham Levi, "1428" in Freiburg? - Oder weshalb hat man im gleichen Jahr den Mailänder Caspar Antonio in Öl gesotten?

Spätestens wenn man mit solchem haarsträubenden  pseudohistorischen Unsinn konfrontiert wird, ist das Urteil über den Wert der Chronik klar:

Der angebliche Franz Rudella schrieb später als angegeben. Und historisch ist die Chronik wertlos. - Allenfalls bietet das Werk eine Selbstdarstellung der Stadt Freiburg in der frühen Geschichtszeit, frühestens um die Mitte des 18. Jahrhunderts.

Der Verfasser untersuchte die frühen Freiburger Historiker François Guillimann und François-Nicolas d'Alt. Aus den vergleichenden Überlegungen ergibt sich Folgendes:

Rudella war ein Zeitgenosse von Guillimann. Und beide tragen Übernamen, haben fingierte Namen.

Wer also steckt dahinter? - Wenn man nur etwas forscht, stößt man auf einen Stadtschreiber namens Wilhelm Techtermann.

Aber in dem Namen steckt zum ersten MANN wie in Guilli-MANN. Und als Vornamen hat der WILHELM, französisch GUILLAUME. – In GUILLI-MANN sind also beide Komponenten des Namens Wilhelm Techtermann enthalten.

Dieser Techtermann ist ein echter Freiburger Name. Aber auch dessen Biographie ist erfunden und rückdatiert.

Doch auch der Geschichtsschreiber Peter von Molsheim mit seiner Freiburger Chronik der Burgunderkriege kann nur ein weiteres Alter ego von Guillimann, Rudella und Techtermann sein. Inhaltliche Übereinstimmungen mit den anderen Werken lassen diesen Schluß zu.

Also gab es in Freiburg damals eine historiographische Schreibstube Guillimann – Rudella – Molsheim - Techtermann.

Einzelheiten dieser Darlegungen sind in dem Werk über vier Freiburger Geschichtsschreiber zu finden:

Beiträge zur Freiburger Historiographie des 18. und 19. Jahrhunderts. Guillimann – Alt – Berchtold – Daguet (2019)

3.8.2005/3.2008/1.2009/2013

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Die Handfeste von Freiburg "1249": eine wertlose Geschichtsquelle

Die Handfeste von Freiburg, versehen mit dem Datum "1249"

(Ausschnitt)

aus: Ernest Lehr: La handfeste de Fribourg; Lausanne 1880

Eine Handfeste stellt eine Art Verfassungsurkunde einer Stadt dar. In ihr sind die wichtigsten zivil-, markt- und handelsrechtlichen Bestimmungen eines städtischen Gemeinwesens niedergelegt.

Bern besitzt eine solche Verfassung, die mit dem Jahr "1218" datiert ist. Und die Handfeste von Freiburg trägt die Jahrzahl "1249".

Seit dem Beginn der kritischen Geschichtsforschung im 19. Jahrhundert ist unendlich viel Mühe, Arbeit und Geld in die Herausgabe und Interpretation von Urkunden investiert worden. Denn diese Quellen sind es vornehmlich, die ein angeblich tausendjähriges "Mittelalter" stützen.

Auch ich habe Jahrzehnte überlegt, was mit diesen "uralten", meistens auf Pergament und in Latein geschriebenen und mit einem oder mehreren Siegeln behangenen Urkunden los ist.

In meinem Werk über die Ursprünge der alten Eidgenossen Die alten Eidgenossen (2022) habe ich mein endgültiges Urteil über die obige Art von Quellen gefällt:

Urkunden sind historische Nonvaleurs, ein gewaltiger Stoss von wertlosem Pergament und Papier, das in den Archiven herumliegt. Diese Dokumente auch nur zu übertragen und herauszugeben, ist vergeudete Zeit und verschwendetes Geld.

Die Sache ist nämlich kurz diese: Die inhaltlich und zeitlich plausible Geschichte beginnt im 18. Jahrhundert. Vor dieser Zeit hat sich quasi nichts Schriftliches erhalten. Und auch die heutige Jahrzählung ist erst in dem genannten Jahrhundert entstanden.

Alle schriftlichen Quellen, die wir besitzen, sind also erst ab jener Zeit geschaffen worden, ob dies nun die Bibel, die antiken Autoren, die Chroniken oder eben die Urkunden sind.

Es nützt nichts, sich dagegen zu sträuben: Die ganze "antike" und "mittelalterliche" und sogar noch frühneuzeitliche Geschichte ("Reformation"), die an Schulen und Hochschulen gelehrt wird und die in den Büchern steht, ist virtuell, also erfunden, nicht wirklich.

Die allgemeinen Erkenntnisse gelten auch im Besonderen. Wenn von einer Urkunde über Freiburg in einem sagenhaften Jahr 1249 die Rede ist, so weiß man zum Vornherein, daß es sich hier um eine Fälschung oder Erfindung handelt.

Die Handfeste von Freiburg ist nach der Mitte des 18. Jahrhunderts fabriziert worden. Wenn darin etwas steht, was sich sprachlich oder juristisch verwerten läßt, so erhellt dies die tatsächliche Entstehungszeit, nicht ein legendäres Freiburg in einem absurden "13. Jahrhundert".

Dagegen wehrt sich noch heute eine festgefügte Riege von Mediävisten, Archivaren, Philologen, Kunsthistorikern und Archäologen, welche an einer "griechisch-römischen Antike" und an einem "Mittelalter" ("zwischen 500 und 1500 nach Christus") festhalten will.

Also wurde 1999 aus Anlaß der angeblich "750jährigen" Existenz der Freiburger Handfeste in der Stadt ein Kolloquium veranstaltet. - Die Schlußfolgerungen jenes Anlasses kann man sich ausdenken: Die Urkunde über Freiburg ist echt und stammt tatsächlich aus einem Jahr "1249 nach Christus".

Vier Jahre später sind diese gesammelten Folgerungen über die Handfeste nun im Druck erschienen (Freiburg 2003). - Was ist von diesem Werk zu halten?

Hauptsächlich ist dies eine Neuausgabe des lateinischen Textes der Handfeste, dem auch die alten deutschen und französischen Übersetzungen angefügt wurden. Die Edition wird durch einige rechtsgeschichtliche, diplomatische (=urkundenwissenschaftliche) und philologische Artikel abgerundet.

Der Leser ist erstaunt über die doch sehr nüchterne Aufmachung des Buches. Das Werk ist wissenschaftlich im konventionellen Sinne, aber ohne jede Inspiration. - Und selbstverständlich findet sich kein Hauch von Kritik an Urkunden und virtuellen Zeiten: Das "Mittelalter" hat es gegeben, so wie es in den Geschichtsbüchern steht und von Universitätsprofessoren gelehrt wird - und damit basta.

Als Illustrationen wird die behandelte Urkunde ganz und in Details, aber nur schwarzweiß abgebildet. - Da lobt man sich die alte Ausgabe von Ernest Lehr von 1880, der bereits eine farbige Reproduktion der Handfeste beigefügt wurde (vgl. die obige Abbildung).

Denn wenn man schon eine Urkunde reproduziert, dann farbig. Nur so läßt sich ein solches Dokument kritisch betrachten. Und nur so kann man die Barockzeit als tatsächliche Entstehungszeit dieser Quellen nachweisen.

Aber offenbar will man keine kritische Betrachtung. Das Publikum soll weiter im Glauben gelassen werden, wir besäßen "uralte" Quellen, die eine achthundertjährige Stadtgeschichte belegen.

Schwer zu sagen, ob diese paar offiziellen Wissenschafter, die hier die Handfeste als authentische Geschichtsquelle aus einer märchenhaft fernen Zeit behaupten, wirklich selber daran glauben.

Man stößt sich an der oft unmöglich gewundenen und schlechthin unverständlichen Sprache, mit denen jene Edition garniert ist:

Diese an Gewißheit grenzende Vermutung wirft das Problem von entstehungsgeschichtlich zu unterscheidenden Textschichten auf, dessen Beantwortung freilich angesichts der Quellenlage nur in groben Zügen und hypothetischerweise möglich ist.

(Handfeste, 2003; 19)

Wer solche sprachlichen Monstrositäten von sich gibt, beweist das Gegenteil der gemeinten Absicht: Die Handfeste von Freiburg "1249" ist also nicht eine Geschichtsquelle, sondern ein Erzeugnis der städtischen Geschichtsfälschung.

Ich habe unterdessen den wahrscheinlichen Verfasser der Freiburger Handfeste eruieren können: Ziemlich sicher war es der städtische Historiker Franz Guillimann. – Dieser liefert in seinem lateinisch geschriebenen Werk De rebus Helvetiorum libri quinque nicht nur genaue Angaben zu einer derartigen Urkunde, sondern auch das Datum 1249.

Übrigens hat sogar der Name Guillimann einen Bezug zur Handfeste:

„1249“, im Jahr der Ausfertigung des Dokuments, soll im Deutschen Reich als rechtmäßiger Herrscher (Friedrich II. von Hohenstaufen war „1245“ abgesetzt worden) ein Graf Wilhelm von Holland regiert haben:

GUILLIMANN = GUILLAUME = WILHELM

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Anhang: Der Freiburger Vennerbrief

Über die angebliche mittelalterliche Geschichte Freiburgs existieren eine Menge Urkunden. - Und alle diese sind natürlich absolut authentisch, richtig datiert und enthalten den amerikanischen Gerichts-Eid: die Wahrheit, die ganze Wahrheit, nichts als die Wahrheit!

Eben wird wieder ein solches unmögliches Dokument präsentiert: der Freiburger Vennerbrief, in vier Anfertigungen ausgestellt, und angeblich die bis 1798 gültige Verfassungsurkunde.

Aus welcher Zeit stammt diese Fälschung? Das ist nicht so leicht herauszulesen wie das überexakte Datum, "24. Juni 1404". - Aber vor der Mitte des 18. Jahrhunderts ist die Urkunde nicht möglich.

Vielleicht doch eine Einzelheit: Die in jenem Vennerbrief verwendete Anno Domini-Jahrzählung mit vier Ziffern und arabischen Zahlen ist erst etwa nach 1740 plausibel. - Aus der Zeit vorher haben wir keine datierten Dokumente. - Jedes Schriftstück, das frühere Zeiten und Jahrzahlen behauptet, ist demzufolge gefälscht.