Châtillon bei La Sarraz VD: ein großer und dennoch unbekannter vorgeschichtlicher Burgplatz

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Das Schloß von La Sarraz (Waadt - Vaud)

Foto: Autor, 4.6.2015

Das Schloß sieht imposant aus, mit seinen zwei unterschiedlich hohen und markanten Türmen. Doch man vergesse nicht: Der heutige Bestand zeigt nicht eine "mittelalterliche" Wehrburg, sondern eine auf Ästhetik gemachte Anlage aus einer Zeit, da es bereits Feuerwaffen gab, solche Türme daher keine fortifikatorische Bedeutung mehr besaßen.

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Luftaufnahme des Platzes Châtillon bei La Sarraz VD

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Lage

Der Platz von Châtillon liegt in der waadtländischen Gemeinde La Sarraz, 2,3 km nordwestlich des Ortes, über einer südlichen Felsrippe des Tals des Nozon und im Westen abgetrennt durch das Vallée des Engens.

Der weite, linsenförmige Platz ist gegen Süden durch einen tiefen und weiten Graben von einem südwärts höher gelegenen Felsplateau abgetrennt.

Dem Autor ist das Objekt anfangs 2015 durch die eigenartige Gestalt und den Burg-Namen Châtillon aufgefallen.

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Übersichtsplan von Châtillon bei La Sarraz VD

Der Plan gibt die 10 Meter-Höhenkurven und die Felsen wieder wie sie auf der Landeskarte eingetragen sind.

Unterlegt ist der Plan mit dem digitalen Oberflächenmodell (DOM oder LIDAR).

Der Burggraben ist grün markiert.

Plan: Autor, 6.2015

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Ausschnitt aus dem Gemälde Der grosse Masturbator von Salvador DALI (nach links gedreht)

Die Ähnlichkeit mit dem Grundriss von Châtillon bei La Sarraz VD ist verblüffend. Auch die Wehranlage im Waadtland könnte ein Auge symbolisieren.

Bekannt ist in Städte- und Burgengrundrissen das Auge des Horus.

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Beschreibung

Der Platz von Châtillon liegt auf 600 Meter Höhe, hat eine Länge von ungefähr 450 Metern, bei einer größten Breite von 225 Metern. Die Fläche ist also doppelt so lang wie breit.

Die Oberfläche des Platzes ist leicht gewölbt. Im östlichen Teil fällt eine in nord-südlicher Richtung verlaufende Geländestufe auf.

Auch zu äußerst im Westen fällt eine leichte Geländeschwelle auf, die in west-östlicher Richtung verläuft.

Ansonsten sind auf dem heute bewaldeten Platz keine Spuren von menschlicher Bearbeitung zu sehen – außer Wegen für die landwirtschaftliche Nutzung.

Châtillon muß ein alter befestigter Platz gewesen sein vor allem durch den gut erhaltenen Abschnittsgraben gegen Süden. Dieser nimmt die ganze Länge der Anlage ein und ist eigenartig, fast künstlerisch geschwungen. In der Mitte mündet eine Geländekerbe in den fast zehn Meter tiefen Graben ein. Hier liegt auch der Zugang zum Platz und ein Weg führt durch den östlichen Teil hinab ins Tal der Nozon.

Die Südseite des weiten Grabens ist höher gelegen und felsig. Man muß annehmen – wie schon erwähnt – daß hier die natürliche Stufe eines höher gelegenen Felsplateaus künstlich abgetrennt worden ist.

Weshalb der doch sehr große und auffällige vorgeschichtliche Platz von Châtillon unbekannt geblieben ist, kann nur erahnt werden: Erdburgen und Burgplätze ohne offensichtlich menschlich geformte Spuren wie Wälle werden besonders in der Welschschweiz nicht immer beachtet. – Der Autor kennt andere Beispiele in diesem Teil des Landes: die Erdburg von Pérolles in Freiburg und diejenige von Seedorf bei Noréaz.

Aber bei Châtillon bei La Sarraz VD muß es sich um eine vorgeschichtliche Burg handeln. Das beweist der Name, die auffällige Form des Plateaus und der ebenso sonderbar geschwungene durchgehende Graben im Süden.

Über eine symbolische Form der Fläche und des Grabens kann nur spekuliert werden: Der geschützte Platz hat eine Form, die an eine Linse oder ein Auge, vielleicht sogar an eine Muschel erinnert.

Bei Châtillon können nicht Grabungen, sondern nur weiter reichende Betrachtungen und Vergleiche mit anderen Objekten bei der Beurteilung weiterhelfen.

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Ein Vergleich

Die Abschnittsbefestigung von Eppenberg-Wöschnau SO

Digitaler Höhenkurvenplan

Der geschützte Platz ist doppelt so lang wie breit (ursprünglich etwa 590 x 285 Meter).

Der Einschnitt in der Mitte der nördlichen Felswand könnte alt sein.

Gegen Osten ist die Fläche durch einen Steinbruch angeschnitten und so etwas verkürzt.

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Der Platz von Châtillon bei La Sarraz hat eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem bekannten grossen Erdwerk von Eppenberg-Wöschnau, zwischen Olten und Aarau (siehe Höhenkurven-Plan): Beide Anlagen haben einen linsenförmigen Grundriss, der an ein Auge denken lässt. Und beide Werke sind doppelt so lang wie breit.

Man sieht, dass die alten Baumeister überregional arbeiteten und überall die gleiche Symbolik in die Erde einprägten.