Schon wieder ein unsinniger archäologischer Versuch, Berns Gründungsdatum "1191" und die "Zähringer" als sicher hinzustellen


Bern 1191? - Archäologen versuchen Geschichtsmärchen zu beweisen.

Entgegnung auf den Artikel Zufallsfund schreibt Geschichte in Der Bund, 2.12.2004, von This Rutishauser


Anmerkung:

Diese Entgegnung ist in Der Bund als Leserbrief am 13.12.2004 veröffentlicht worden.

Der Titel lautet: GRIFF INS LEERE


Gegenwärtig wird in der Altstadt von Bern die Kramgasse und Gerechtigkeitsgasse saniert. Wie überall, wo der Boden aufgerissen wird, sind auch die Archäologen mit "Notgrabungen" dabei. Und auf historischem Boden findet man meistens alte Spuren. Die Frage ist nur, wie man die Funde interpretiert. Und hier stellt die Berner Archäologie Behauptungen auf, die einem kritischen Forscher das Blut in den Kopf steigen lassen.

Da hat man im Herbst 2004 den Sockel des Richtstuhls, der in der Mitte der alten Gerechtigkeitsgasse aufgestellt war, wiedergefunden. – Das ist eine interessante Entdeckung. Aber man weiß schon lange, daß sich dieser in alten Zeiten dort befand.

Nun aber wollen die Archäologen nicht nur alte Spuren ausgraben, sondern damit das Berner Geschichtsmärchen belegen.

Die Ausgrabung in der Nähe der Kreuzgasse soll nämlich nichts weniger als die Gründung Berns "vor 800 Jahren" beweisen - genau so wie es im Geschichtsbuch steht. Die Argumentation ist folgende:

In zwei Metern Tiefe unter dem heutigen Kopfsteinpflaster stieß man auf den gewachsenen Fels. Die darüber liegende Kiesschicht sei für die Anlage der Stadt künstlich planiert worden. Zuunterst in der Schicht habe man eine zwei Zentimeter große Fibel gefunden, die aus der Gründungszeit der Stadt stammen müsse.

Soweit so gut. Aber jetzt kommen die skandalösen Ungeheuerlichkeiten. Die Archäologen behaupten frech, diese planierte Schicht stamme genau von "1191" - also dem fiktiven Gründungsdatum der Stadt. Mit dieser kleinen Grabung habe man also handfest bewiesen, daß Bern tatsächlich 800 Jahre alt sei und selbstverständlich von der Phantom-Dynastie der "Zähringer" gegründet worden sei.

In dem Bund-Artikel vom 2.12.2004 ließen sich die beiden Archäologen A.B. und D.G. mit einem Bild aus der Spiezer Bilderchronik des Diebold Schilling photographieren. Die Schilling-Abbildung zeigt eine Richtszene vor dem besagten Richt-Stuhl in der alten Marktgasse. - Der Stuhl ist bewiesen, das steht fest.

Nun aber sagen die beiden Archäologen weiter, das Bild und die Ausgrabung bewiesen eine Existenz des Richtstuhls an der Kreuzgasse in einem Bern des "15. Jahrhundert".

Die Geschichts- und Chronologiekritik widerlegt diese einfältigen Behauptungen jener offiziellen Wissenschafter. Hier nur so viel, wie der Zusammenhang erfordert:

- Unsere sichere Kenntnis der Geschichte und Zeitstellungen hört bald hinter der Französischen Revolution auf.

- Der Name Bern kann erst vor etwa dreihundert Jahren geschaffen worden sein.

- Der Mörtel, mit welchem diese alten Mauern gefügt waren, wurde frühestens vor 350 Jahren erfunden.

- Die sogenannte Spiezer Bilderchronik, die einem "Diebold Schilling" zugeschrieben wird, stammt mitnichten aus dem späten 15. Jahrhundert, sondern ungefähr aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Wie lange versuchen Historiker und Archäologen noch, mit Ausgrabungen, Funden und Quellen Zeiten und Epochen zu beweisen, die es nicht gegeben hat?


10.12.2004