Uttigen BE:
eine bedeutende Burgstelle
im NW von Thun

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Vergleiche auch das Buch des Autors:

Burgen rund um Bern (2022)

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Uttigen: Plan der Burgstelle
mit dem ungefähren Verlauf
der Umfassungsmauer

Äquidistanz der Höhenkurven: 1 m

Grafik: Autor, 2020

Auf der Ostseite ist die ehemalige Schwemmebene der Aare angedeutet.

Die fünfeckige Form des befestigten Plateaus ist noch heute gut zu erkennen.

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Uttigen: Reste der Umfassungsmauer

Foto von 1940

aus: Die Burgen und Schlösser der Schweiz.
Die Burgen und Schlösser des Kantons Bern.
Lieferung 10 b: Mittelland, Emmental, Oberaargau, Teil II,
Basel 1942, S. 66

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Die Burgstelle Uttigen: Kastell, dann Steinburg

Uttigen war eine große Wehranlage etwa 6 km nordwestlich von Thun. Die Burg lag damals noch gleich über dem linken Ufer der Aare, die dort in einem breiten Flußbett mäandrierte.

Der Burghügel zeigt Uttigen als eine unregelmäßig fünfeckige Anlage:

Die Innenfläche mißt ungefähr 5 Aren. Die Ostseite hat eine Länge von  90, die Südseite von 80 Metern.

Als Mauerwerk haben sich bei Uttigen zwei Mauerstücke im westlichen Teil erhalten.

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war die Burg Uttigen eine imposante Ruine, wie die Bilder von Kauw, Dill und Wagner zeigen. Dann wurden die Mauern zur Verwertung des Baumaterials fast gänzlich abgetragen.

Am Interessantesten ist die älteste Ansicht von Uttigen, geschaffen von Albrecht Kauw, auf etwa 1770 (neue Chronologie) zu datieren. Die Sicht von Süden zeigt links eine lang gezogene Anlage mit einem fast ganz erhaltenen Bergfried

Rechts über der Aare bemerkt man einen runden oder halbrunden Turm. Letzterer wies offenbar Buckelquader auf, war also jünger als das übrige Mauerwerk.

Man muß annehmen, daß Kauw die Südseite von Uttigen aus künstlerischen Gründen in die Länge gezogen hat.

Die Federzeichnung von Johann Rudolf Dill zeigt von Uttigen neben einem hoch aufragenden Bergfried interessante Details der Ruine, die sich aber schwer bestimmen lassen.

Die Ansicht von Johann Sigismund Wagner stellt eine gewinkelte Umfassungsmauer dar.

Von der Grösse des Plateaus her, aber auch mit dem fünfeckigen, glockenförmigen Grundriss, war Uttigen zuerst wohl ein spätrömisches Kastell.

Ein Vergleich mit Räsch bei Düdingen drängt sich auf.

Beiläufig soll erwähnt werden, dass auch auf dem Fahrhubel, südöstlich von Belp und links der Aare, ebenfalls ein spätrömisches Kastell vermutet wurde. - Leider ist dieser Hubel durch Kiesausbeutung nicht mehr richtig zu rekonstruieren.

Nach der Kastellzeit wurde auf dem Podium von Uttigen eine grosse "mittelalterliche" Steinburg angelegt. Diese aber nahm wahrscheinlich nur den Süd- und Westteil ein. Der Rest des Plateaus wurde durch die alte Wehrmauer gesichert.

2017 unternahm der Archäologische Dienst eine neue Restauration der Mauerreste.

Dabei wurde auch die Frage gestellt, ob Uttigen eine Stadt war, wegen des heutigen Flurnamens Stadtmauer.

Nun betont der Autor, dass zwischen einer Burg und einer Stadt kein Unterschied bestand:

Eine Burg war eine kleine Stadt und eine Stadt eine grosse Burg.

Leider wurden bei Uttigen bisher keine Ausgrabungen oder wenigstens Sondierungen vorgenommen.

Nur diese könnten erstens das vermutete spätrömische Kastell nachweisen.

Und vor allem liesse sich der Plan der steinernen Burg enträtseln.

Vorderhand bleibt bei Uttigen alles im Unklaren.

Nachdrücklich muss man jedoch der erfundenen Geschichte entgegentreten. Diese behauptet, die Burg sei Sitz der "Freiherren von Wädenswil" gewesen.

Was haben Adelige vom Zürichsee in der Region Thun verloren?

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Albrecht Kauw: Uttigen, Aquarell

Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung
des Historischen Museums Bern

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Johann Rudolf Dill: Uttigen,
Federzeichnung, undatiert

Historisches Museum Bern

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Johann Sigismund Wagner:
Uttigen, Lithographie, um 1840